Modisches Accessoire: der Fellbommel.

Foto: Lukas Friesenbicher

Pro
Von Birgit Baumann

Schon klar, Bommelträgerinnen sind als blöde Tussen verschrien. Aber das passiert, weil zu sehr auf Äußerlichkeiten geachtet wird, nicht auf die inneren Werte.

In Wirklichkeit geht es um eine Rückkehr zu den Wurzeln. Vor einigen Millionen Jahren hätten die Urmenschen eine Haube mit Fellbommel noch angeschaut wie Eskimos den Kühlschrank: Was soll das Ding, Haare haben wir selber.

Später, als der Mensch sein wärmendes Fell verlor, musste er sich mit Tierfellen behelfen, wenn er seine Behausung verließ, um Fleisch auf vier Beinen zu jagen.

Derlei Mühseligkeiten ist man heute auf der Terrasse von Skihütten oder anderen Outdoorlocations natürlich nicht mehr ausgesetzt. Die Häppchen werden serviert, es wärmen nicht nur der Grog, sondern auch die Heizpilze.

Des Fells bedarf es nicht mehr, aber eine kleine Hommage an unsere Vorfahren in Form eines neckischen Fellbommels wird ja noch erlaubt sein - erst recht, da das eigene Haupthaar sowieso unter der Haube verschwindet.

Kontra
Von Mia Eidlhuber

"Na", frage ich, "wie ist die Neue vom Soundso?" "Na, du weißt schon", sagt Freundin D., "so ein Moncler-Mädchen halt". Mehr braucht sie nicht zu sagen, und die Frau taucht vor meinem inneren Auge in ihrer teuren Luxusdaunenjacke auf - und schwupp: Schon sitzt auf ihrem hübschen Kopf eine Mütze - und nicht nur irgendeine Mütze, sondern eine Mütze mit Bommel und nicht nur eine Mütze mit Bommel, sondern eine Cashmere-Mütze mit Echtfellbommel.

Und zu allem Überdruss ist diese Cashmere-Mütze mit Echtfellbommel auch noch mit Strasssteinen besetzt. Dagegen kann sich mein inneres Auge gar nicht wehren.

Obwohl die Neue vom Soundso sicher eine ganz Nette ist, kommt sie für mich automatisch entweder aus Velden am Wörthersee, St. Gilgen am Wolfgangsee oder aus Kitzbühel.

Der Pudelmütze Kern sind die naheliegenden Assoziationen mit niedlichen Tieren. Sicher ist auch Hugh Hefner schuld. Aber dessen Bunnys tragen den Bommel eh nicht auf dem Kopf, sondern ganz woanders. (Rondo, DER STANDARD, 10.1.2014)