Ein wichtiges Kriterium bei der Auswahl des Kinderarztes: Wie steht der Mediziner zum Thema Impfungen? Anlässlich des Österreichischen Impftages vergangenen Samstag hat Reinhard Mitter dazu Stellung genommen. Der Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde, bezeichnet sich selbst nicht als Impfgegner, sondern  "kritischen Aufklärer". Besonders bei Impfungen von Säuglingen rät er zu Vorsicht.

derStandard.at: Impfen ist ein kontroverses Thema in den derStandard.at-Foren. Wieso ist das Thema so emotional besetzt?

Mitter: Weil bei Diskussionen Ideologien und Dogmen anstelle von Wissen aufeinanderprallen . Die meisten Kinderärzte erfüllen nicht ihre Aufklärungspflicht, sondern machen Druck und erzeugen Angst bei den Eltern. Es gibt genug Fakten und Wissen über die die Vor- und Nachteile von Impfungen. Wenn man diese in Ruhe durchgeht, fällt die Entscheidung was man tut leichter.

derStandard.at: "Impfen schützt vor Krankheiten." – "Ungeimpfte Kinder sind gesünder." Beide Aussagen werden von den Usern wie auch von Wissenschaftlern vehement vertreten. Wem soll man glauben?

Mitter: Impfen hat sicher eine Schutzwirkung, das stelle ich gar nicht in Frage. Dass ungeimpfte Kinder gesünder sind, ist eine Meinung, für die es keinen Beleg gibt. Genaue Evaluierungen wären notwendig.

derStandard.at: Wie riskant ist Impfen tatsächlich? Können Krankheiten bzw. Spätfolgen als Nebenwirkungen auftreten?

Mitter: Impfen kann abhängig vom Alter sehr riskant sein. Im ersten Lebensjahr ist es sicher risikoreicher. Impfschäden und -folgen konnte ich persönlich beobachten. Schwere Nebenwirkungen sind auch aus dem Beipacktext ersichtlich. Bei Frühgeburten habe ich nach Impfungen massivste neurologische Veränderungen über längere Zeit erlebt. Wenn die Ausgangslage aufgrund von einer Frühgeburt oder von Veranlagungen in der Familie ungünstig ist, sage ich immer: "Bitte passen Sie auf und überlegen Sie sich sehr gut wann sie impfen, was sie impfen, ob sie überhaupt impfen."

derStandard.at: Das Immunsystem von Säuglingen ist nicht fertig ausgebildet. Wie sinnvoll ist es in diesem Alter zu impfen?

Mitter: Ich sehe das Impfen im ersten Lebensjahr kritisch. Die Eltern müssen sich überlegen, wie weit sie bei einzelnen Impfungen Schutz wollen. Man kann auch einzelne Impfungen aussuchen, die im ersten Lebensjahr relevant sein könnten. Es gibt einige die in dem Alter kaum relevant sind, zum Beispiel Diphterie, Tetanus, Polio und Hepatitis B.

derStandard.at: Wie verträglich sind moderne Impfstoffe?

Mitter: Man braucht sich nur den Beipacktext durchzulesen um zu sehen dass sich nicht viel geändert hat. Es gibt einiges, was sich deutlich verbessert hat, wie der Impfstoff von Polio oder dem Keuchhusten, oder auch das Weglassen von Quecksilber. Aber sonst ist die Entstehung von Impfungen, mit Zusatzstoffen und Verunreinigungen problematisch. Pharmafirmen wollen ihr Produkt verkaufen und sagen nicht die volle Wahrheit. Da gibt es ganz gravierende Verschleierung. Man muss aufgrund des Beipacktexts schon sagen: Das ist nur die Spitze des Eisbergs. In Österreich gibt es viel zu wenig Sicherheit für Eltern und Kinder, dass die Impfstoffe wirklich gut verträglich sind.

derStandard.at: Die Durchimpfungsraten sind in Österreich allgemein rückläufig. Herr und Frau Österreicher gelten als impfskeptisch. Woran liegt das?

Mitter: Ich habe da keine Vergleichsdaten. In Deutschland wird wesentlich offener darüber diskutiert als bei uns. Es würde für die Intelligenz der Österreicher sprechen, wenn sie sich kritisch informieren.

derStandard.at: Was halten Sie von einer Impfpflicht bestimmter Impfungen in Österreich? Oder sollte man die Impfentscheidung den Eltern überlassen?

Mitter: Das ist gegen das Grundgesetz. Man kann niemanden zu einer Körperverletzung mit potenziellen Impffolgen und -schäden zwingen.

derStandard.at: Die Zahl der empfohlenen Impfungen steigt – macht jede davon Sinn? Zu welchen würden Sie Ihren Patienten raten?

Mitter: Ich rate den Eltern, sich genau über Vor-und Nachteile von Impfungen zu informieren und ihre persönliche Entscheidung für ihr Kind zu treffen. Ich finde die Impfungen gegen Rotaviren und Feuchtblattern zum Beispiel sehr fraglich.

derStandard.at: Experten warnen immer wieder vor einem Comeback von Masern und Keuchhusten, weil immer weniger Kinder dagegen geimpft sind. Wie realistisch schätzen Sie diese Gefahr ein?

Mitter: Wir haben Beobachtungsdaten aus 2008, als es eine große Masernwelle aus der Schweiz gab, die von einer Waldorfschule ausgelöst wurde. Meines Wissens nach gab es damals keine relevanten Komplikationen. Man braucht sich nur die letzten Daten von tausenden Erkrankungen anschauen, um zu wissen, wie gefährlich die Masern sind - nämlich kaum. Bei wenigen Kindern kann es zu einer Gehirnhautentzündung kommen und die heilt meistens aus. Der wesentliche Punkt ist: Entweder ich schließe eine Versicherung ab, das ist die Impfung, oder ich behandle mein Kind im Krankheitsfall und vertraue darauf dass das Immunsystem und eine kompetente Behandlung Komplikationen verhindern.

derStandard.at: Was halten sie von aktuell von der HPV-Impfung, die den Kindern in Österreich ab Februar in der vierten Schulstufe kostenfrei zur Verfügung steht?

Mitter: Die HPV-Impfung ist auch unter Gynäkologen sehr umstritten. Als Patient würde ich mich aber informieren – das muss jeder für sich dann tun. Es ist nicht Aufgabe des Arztes, diese Entscheidungen abzunehmen. Ich würde sie primär nicht empfehlen.

derStandard.at: Als wie wirksam schätzen Sie die Grippeimpfung ein?

Mitter: Gegen die Grippe wird in Österreich sehr wenig geimpft, was auch gut ist. Man hat  eindeutige Daten, dass die Impfung sehr wenig Sinn macht –  außer für das Geschäft.

derStandard.at: Gibt es ein Zuviel an Impfungen für den menschlichen Organismus?

Mitter: Ja. Jeder dieser Inputs kann potenziell schädigend sein. Wenn Sie alle Impfungen, die empfohlen werden, durchführen, dann haben Sie einen massiven Input in einem sehr jungen Alter. Mit zusätzlichen Faktoren ist eine  Schädigung für mich absehbar. Da braucht man nur Hausverstand.

derStandard.at: Gibt es effektive Alternativen zu Impfungen?

Mitter: Wenn man nicht impfen will, gibt es sehr wohl vorbeugende Maßnahmen. Man hat im Vergleich zum Risiko sehr viele Möglichkeiten. Ich rate zu einer gesunden Lebens-und Ernährungsweise sowie einer  sinnvolle Begleitung und Behandlung des Kindes bei Erkrankung: Sich Zeit nehmen, Fieber lassen und eine naturkundliche Behandlung. Heutzutage kann man in Europa auf Impfungen verzichten, wenn man genau weiß, was man tut. Keuchhusten zum Beispiel ist bei größeren Kindern keine gefährliche Krankheit.

derStandard.at: Impfen mit Maß und Ziel – ist das der Kompromiss zwischen Impfkritikern und Impfbefürwortern?

Mitter: Nein – aber wenn es ein faires, redliches und nicht-ideologisches Gespräch gibt, dann ist das im Sinn der Patienten und im Sinne der Aufklärung. Das bringt dem Patienten dann wirklich etwas.