Lange Unterhosen sind besonders im Winter angenehm.

Foto: Lukas Friesenbichler

Pro
Von Sigi Lützow

Nur ja keine Halbherzigkeiten mit der langen Unterflak! Wer die Gatte bloß trägt, um sich zu wärmen, wird diesem Kleidungsstück nicht gerecht. Sie ist ein Statement gegen den oft als ansprechend fehlinterpretierten Minimalismus. Ein Bändchen im Gesäß, ein Lätzchen vor dem Gemächt, das sieht ganz selten gut aus.

Eher armselig, bei Vollbehaarung gar ekelig! Die Lange aus edler Pimabaumwolle dagegen, blank am Körper getragen, signalisiert Wohlstand ("Ich könnte sie, wenn ich wollte, beschmutzen. Ich habe eine Zweite!"), kaschiert Problemzonen oder macht, je nach Schnitt eben, einen schlanken Fuß. Letzteres hat auch schon der Modekollege in einer seiner Kolumnen vehement vertreten. Und der hat weiß Gott Geschmack!

Ein Mann, der im Leben steht, weiß ohnehin genau, was er wann, warum und wieso tragen kann. Wie John Wayne am frühen Morgen, im Long-John-Overall in der Prärie spähend, die Reithose noch nicht an, aber den Colt schon an der Hüfte. Und auch der seitliche Eingriff nicht weit.

Kontra
Von Christian Schachinger

Im Englischen heißen sie Long Johns, im Deutschen Liebestöter. Wir haben verinnerlicht, dass es auf die Länge nicht ankommt. Außerdem ist uns jede Ausrede zwar willkommen, aber man kann deshalb auf Dauer schlecht die Sexualpartner wie die Unterhosen wechseln.

Lange Unterhosen sind Strumpfhosen, denen man die unteren Enden auf Sportsockenhöhe abgeschnitten hat. Wenn ein Bub in die Schule kommt und sich aus dem so eng wie eine Strumpfhose angelegten Würgegriff der Mutter zu befreien beginnt, sollte er nicht nur am Bein, sondern auch im Schritt entwicklungspsychologisch wichtige Freiheiten bekommen.

Historisch gesehen wurden einst an die mit "Schamkapsel" versehene Untergatte sogenannte Beinlinge genestelt. Daraus entwickelte sich die lange Hose. Lange Hosen machen Sinn. Vielerorts markieren sie nach der kurzen Hose der Jünglinge den Eintritt ins Mannesalter. Männer aber frieren nicht und haben gern "Spielraum". Wenn man nicht auf Sesselliften wohnt, ist damit alles erklärt. (Rondo, DER STANDARD, 17.1.2014)