Dem eigenen Namen zum Trotz vorwiegend hinter Palmen an Sri Lankas Südküste versteckt: Underneath The Mango Tree, das zweite Hotel des Wieners Robert Hollmann.

Foto: Sascha Aumüller

Erweitertes Hotelkonzept: von der Wohn- zur Dorfgemeinschaft.

Foto: Sascha Aumüller

Robert Hollmann vor seiner Strandbar in Dikwella.

Foto: UTMT

Anreise: Von Wien via Dubai nach Colombo zum Beispiel mit Emirates ab 680 Euro. Flughafentransfer: rund drei Stunden, 100 Euro.

Unterkunft: Doppelzimmerpreis ab 290 Euro inkl. Frühstück und Abendessen; zahlreiche Packages und Ausflüge sowie spezielle Arrangements für Ayurveda-Gäste.

www.utmthotel.com

Foto: STANDARD

>> Fotostrecke: Sri Lanka fremdgesteuert: Rundreise mit Chauffeur

Foto: Sascha Aumüller

Ich denke bei diesem Ort an einen ganz bestimmten James-Bond-Streifen. Alles soll danach aussehen, als würde Gert Fröbe gleich um die Ecke biegen", sagt Robert Hollmann als Erstes über sein Hotel in Sri Lanka. Gut, dann plaudern wir mit dem Wiener Koch, Konditor und Schauspieler zunächst über den Film. Die Drehorte von "Goldfinger"? Waren so untropische Gegenden wie Kentucky, Großbritannien oder die Schweiz.

Und der Golfplatz für das Kräftemessen zwischen Sean Connery und Gert Fröbe? Fehlt auch im Süden Sri Lankas. Also warum dieses Bond-Bild? Weil sich Hollmann bei seinen Projekten einfach recht viel vorstellen kann. Vermutlich sogar Fröbe, der jetzt 100 wäre, unter lauter jungen feschen Gästen. Diesen vermittelt er: Ort und Kulisse sind eh irrelevant. Viel wichtiger ist, ihr alle spielt in meinem Urlaubsszenario die Rolle der Lässigen, und ich, ich bin dafür euer Regisseur.

WG für Weltbürger

Großes Kino mit verteilten Rollen kann also auch im schwierigen Geschäft der Beherbergung funktionieren. Das zeigt Hollmann seit 2003 in seinem Wiener Hotel Beletage mit einer Szene, die dort täglich zur Aufführung kommt: Weltbürger spielen beim Essen an langen Tafeln Wohngemeinschaft, aus der sie sich aber jederzeit und ohne Sanktionen ausklinken können. Ganz ähnlich ist nun das Drehbuch für das vor einem Monat eröffnete Underneath The Mango Tree, kurz UTMT, drei Autostunden südöstlich von Sri Lankas Hauptstadt Colombo.

Die WG ist gewachsen und nimmt hier bereits die Ausmaße eines kleinen Dorfes an. Keines, in dem die Architekten Sonja und Wolfgang Leitgeb vom Wiener Büro snugdesign penibel darauf achteten, dass dessen kubische Häuser singhalesische Architektur einfach nur kopieren. Und auch keines, das nur deshalb unter Mangobäumen zu stehen hat, bloß weil es so heißt.

"'Under the Coconut' klang einfach deppert", sagt Hollmann über den Hausnamen und den Standort einer ehemaligen Kokosnussplantage. Auffallend viele Handwerker aus Dikwella sind zudem mit ihren Werkstätten in die Parallelwelt des UTMT-Dorfes gezogen. "Das ist meine Tischlerei und das meine Schneiderei", gibt sich Hollmann stolz wie die Arbeiter selber, die das kunstvolle Interieur für die gesamte Anlage vor Ort erzeugen. Die Werkstätten sollen bleiben, auch nach der Finalisierung der letzten vier von 22 Wohneinheiten, weil es dem Charakter eines Dorfes ja widerspräche, jemals "fertig" zu sein.

Auf Dauer unfertig

Genau diese Unfertigkeit war es jedenfalls auch, die Hollmanns allererster Gast im UTMT, ein schottischer Krimiautor, sehr schätzte. Bevor der Stammgast der Wiener Beletage nach Dikwella reiste, schrieb er Hollmann noch extra eine E-Mail mit der Frage, ob die Anlage nun fertig sei. Nein? Das wäre bestens, er nehme dann seinen Blaumann mit, um sich noch ein wenig auf der Baustelle einzubringen. Zweifellos eine schöne Anekdote zur Imagepflege des Hauses. Aber wohl ebenso eine, die zeigt, dass manche Gäste Hollmann gerne folgen - auch nach Sri Lanka, wenn es sich der Wiener einbildet, und sowieso bei seinem Konzept: Wir leben alle in einem globalen Dorf, scheint er ihnen zum einen zu sagen; und zum anderen: Bastelt ruhig alle daran herum mit euren Ideen, auf dass es nie ganz fertig werde.

Mit einer echten Baustelle hat die Anlage dennoch nichts mehr gemein: Zu jeder Zeit übertönt das Hintergrundrauschen des Indischen Ozeans das Sägen der Fuchsschwänze in der Teakholz-Tischlerei. Und das, obwohl alle Villen auf einer Seite offen sind, weil drei Wände in den Tropen ganzjährig genügen. Der ganze Rest ist sowieso selbsterklärender und doch nicht selbstverständlicher Luxus: Das Ayurveda-Angebot nutzen jene, die ernsthafte Behandlungen schätzen, aber nicht das schlechte Karma von Kuranstalten; den Kinosaal mit täglich drei Vorstellungen jene, denen der fehlende Fernseher im Zimmer überhaupt aufgefallen ist; und das Restaurant all jene, denen Büffet-Essen erst recht nicht abgeht: Schon das Frühstück wird serviert, am Abend kommt nur ein einziges Menü auf den Tisch. Wer Sonderwünsche hat, muss es halt sagen oder auf die kleine dafür gedachte Kreidetafel vor seinem Zimmer schreiben.

Hollmann vertraut offensichtlich darauf, dass Gastgeber und Gäste auch in einer Hotelsituation miteinander reden. Gut so, denn anderen muss der Mann mit dem golden Händchen fürs Atmosphärische bestimmt noch öfter erklären, wie das jetzt ist mit "Goldfinger" in Sri Lanka. (Sascha Aumüller, DER STANDARD, 17.1.2014)

>> Fotostrecke: Sri Lanka fremdgesteuert - Rundreise mit Chauffeur