Wien/London - Österreichs Krebspatienten haben im europäischen Vergleich überdurchschnittlich hohe Überlebenschancen. Bei der Fünf-Jahres-Überlebensraten in Europa hinken die osteuropäischen Staaten weiterhin hinterher. Großbritannien schneidet schlecht ab. Das zeigte vor kurzem eine Vergleichsstudie in "The Lancet". Spitzenrang hat Österreich bei Lungen- und Prostatakrebs und bei Krebserkrankungen von Kindern.

Roberta De Angelis vom nationalen Epidemiologiezentrum Italiens und die Co-Autoren haben die Daten von neun Millionen erwachsenen Patienten und von 60.415 Kindern ausgewertet, bei denen zwischen dem Jahr 2000 und dem Jahr 2007 eine Krebserkrankung diagnostiziert wurde. Die Expertin zu den Kernpunkten: "Die gute Nachricht ist, dass die Zahl der Erwachsenen, die eine solche Diagnose zumindest fünf Jahre überleben, überall in Europa angestiegen ist (...). Aber es gibt weiterhin große Unterschiede zwischen den Staaten (...)." Dies betrifft vor allem den Vergleich zwischen Nord- und Westeuropa auf der einen Seite und Osteuropa (Bulgarien, Estland, Lettland, Litauen, Polen und die Slowakei) auf der anderen Seite.

Großbritannien schlecht positioniert

Insgesamt sind die Fünf-Jahres-Überlebensraten bei Hodenkrebs mit knapp 90 Prozent am größten. 80 Prozent aller Frauen mit Brustkrebs überleben zumindest fünf Jahre, bei Dickdarmkrebspatienten sind es 57 Prozent. Nur rund sieben Prozent der Patienten mit einem Pankreaskarzinom leben noch nach fünf Jahren, bei einem Lungenkarzinom sind es nur etwa 13 Prozent.

Österreich schnitt mit zumeist deutlich über dem Durchschnitt liegenden Überlebensraten gut ab und liegt mit an der Spitze. Wieder einmal zeigt sich bei vergleichbaren Ländern, dass Großbritannien - von Gesundheitsökonomen und Health Technology Assessment-Experten mit seinem Gesundheitssystem besonders gelobt - schlecht positioniert ist.

Krebserkrankungen bei Erwachsenen im Detail

- Die Fünf-Jahres-Überlebensrate beträgt in Europa bei Magenkrebs 25,1 Prozent, in Großbritannien sind es nur 17 Prozent, in Bulgarien gar nur 11,9 Prozent. Österreich liegt mit 31 Prozent bei einem ähnlichen Wert wie die Schweiz (31,6 Prozent) und Portugal (31,8 Prozent).

- Dickdarmkrebspatienten haben in Europa zu 57 Prozent eine Überlebenszeit von mehr als fünf Jahren. In Großbritannien beträgt dieser Prozentsatz nur 51,3 Prozent, in Bulgarien gar nur 45,2 Prozent. Auch hier ist Österreich mit 61,2 Prozent (Deutschland: 62,2 Prozent, Schweiz: 61,4 Prozent) mit an der Spitze.

- Anhaltend schlecht sind die Fünf-Jahres-Überlebensraten bei einem Lungenkarzinom: 13 Prozent im europäischen Durchschnitt. Hier ist Großbritannien mit 8,8 Prozent nur etwas besser als Bulgarien mit 6,2 Prozent. Österreich liegt mit 16,7 Prozent offenbar gar an der Spitze (Deutschland z. B.: 15,6 Prozent).

- Eine Mammakarzinom-Erkrankung überleben in Europa fünf Jahre lang durchschnittlich 81,8 Prozent der Frauen (Großbritannien: 79,3 Prozent). Hier sind Länder wie Frankreich (86,1 Prozent) und Schweden (86 Prozent) auf den vordersten Rängen. In Österreich beträgt dieser Prozentsatz 82,1 Prozent.

- An der Spitze ist Österreich mit einer Fünf-Jahres-Überlebensrate von 90,4 Prozent beim Prostatakarzinom (Europadurchschnitt: 83,4 Prozent, Großbritannien 80,4 Prozent). In Bulgarien ist die Situation auch bei dieser Erkrankung sehr schlecht mit einem Anteil von bloß 50,5 Prozent.

- Ähnlich gut für Österreich ist die Situation bei Krebserkrankungen von Kindern: In Europa beträgt die Fünf-Jahres-Überlebensrate etwa 82 Prozent, Österreich ist mit rund 85 Prozent ganz vorn. Das gilt auch für bei Kindern relativ häufig auftretender akuter lymphatischer Leukämie (Fünf-Jahres-Überlebensrate: an die 95 Prozent). (APA/red, derStandard.at, 31.1.2014)