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Beides richtig. Das österreichische Deutsch bekomme im Unterricht nur zu wenig Platz, befinden Forscher der Uni Wien.

Foto: dpa/Jens Kalaene

Beispiele, um eine neue Studie der Universität Wien zu illustrieren, gibt es zuhauf: Paradeiser, Erdäpfel, Ribisel, das Perfekt als Erzählform. Erich Kästners "Doppeltes Lottchen" liefert haufenweise speziell österreichische Ausdrücke, sogenannte Austriazismen.

Bewusstseinsbildung

Anders als es das Vorurteil, es handle sich dabei nicht um "richtiges" Deutsch, glauben macht, werden solche Sprachvarianten aber bereits seit den 1980ern als korrekte Varietät des Deutschen anerkannt. Sprachwissenschafter Rudolf de Cillia von der Uni Wien will es nun wissen: Er will die Rolle des österreichischen Deutsch an Schulen untersuchen und damit ein wenig Bewusstseinsbildung betreiben: "Der aktuelle Forschungsstand lässt darauf schließen, dass ein Zusammenhang zwischen den in der Schule vermittelten Vorstellungen und der geringen Sprachloyalität der ÖsterreicherInnen gegenüber ihrer Varietät des Deutschen besteht", sagt de Cillia.

Experteninterviews mit Didaktikern und eine Analyse der Lehr- und Studienpläne im Vorfeld der Studie würden zudem nahe legen, dass im Unterricht die österreichische Variante des Deutschen wenig Platz bekommt. "In den seltenen Fällen, in denen das Thema österreichisches Deutsch in Schulbüchern vorkommt, ist es in erster Linie als ,Spaßstunde‘ zu verstehen", erörtert Projektmitarbeiterin Jutta Ransmayr.

Richtig österreichern

Bis Ende Oktober 2014 will man also mittels Befragungen und Beobachtungen an Schulen den Umgang der Lehrer mit österreichischem Deutsch untersuchen. Dabei soll es unter anderem auch darum gehen, inwieweit die Pädagogen die Varietäten zum Thema machen und ob sie etwa Austriazismen wie "Greißler" oder das Perfekt als Erzählzeit in Schularbeiten korrigieren.

Die Ergebnisse der Studie sollen dann in Empfehlungen für den Unterricht und für das Erstellen von Lernmaterialien münden. Zudem wünschen sich die Forscher, dass ihre Erkenntnisse in der Lehrerausbildung Platz bekommen. Derzeit gibt es lediglich freiwillige Fortbildungen zum Thema "Österreichisches Deutsch". (red, APA, 06.02.2014)