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Steht ein Tier unter Stress, reagieren Artgenossen mit direkter Berührung und beruhigenden Lauten.

Foto: EPA/FRANCK ROBICHON

Bangkok - Erschrockene, leidende und gestresste Elefanten können auf das Mitgefühl ihrer Artgenossen zählen: Denn die Tiere trösten sich gegenseitig. Wie Verhaltensbiologen um Joshua Plotnik von der University of Cambridge und der Emory University Atlanta aktuell im Online-Journal "PeerJ" berichten, konnte nun erstmals empirisch nachgewiesen werden, dass Asiatische Elefanten einander in schwierigen Situationen mitfühlend beistehen.

"Die Studie zeigt, dass Elefanten selbst unruhig werden, wenn sie gestresste oder leidende Artgenossen sehen, dass sie auf diese zugehen und sie durch Berührung und Laute beruhigen - ähnlich wie etwa Schimpansen oder Menschen", so Plotnik.

Video: Joshua Plotnik, Think Elephants International

Der Elefantenforscher Richard Lair vom Thai Elephant Conservation Center in Lampang bestätigt diese Ergebnisse aus seiner über 30-jährigen Erfahrung mit Asiatischen Elefanten in Thailand: "Die Tiere verhalten sich in Stresssituationen erstaunlich ähnlich wie Menschen", so Lair. "Ein Mensch tröstet einen anderen, indem er etwa den Arm um ihn legt und beruhigend auf ihn einredet. Auch Elefanten bieten gestressten Artgenossen Nähe, berühren sich mit dem Rüssel, reiben sich aneinander und machen beruhigende Geräusche."

Mitunter tagelange Zuwendung

Plotnik und seine Kollegen beobachteten knapp ein Jahr lang 26 Elefanten in einem Reservat in Nordthailand und untersuchten ihre Reaktion auf Stresssituationen - etwa auf das Bellen eines streunenden Hundes oder auf eine Schlange im Gebüsch. "Wenn sich ein Elefant schreckt, gehen die Ohren hoch, der Schwanz geht in die Luft und er grummelt", berichtet Plotnik.

In solchen Momenten komme meist schnell ein anderer Elefant, berühre den erschrockenen Artgenossen vorsichtig mit dem Rüssel oder stecke ihm den Rüssel in den Mund - ein Elefantenäquivalent zum Handschlag, so der Forscher.

Nach Lairs Erfahrung seien weibliche Elefanten besonders empathisch. Die tröstende Zuwendung könne sich über Tage hinziehen, je nachdem, was den Elefanten aufgewühlt habe. "Wenn eine Elefantenkuh etwa ihr Baby verliert, dauern die Stresssymptome länger und damit auch das tröstende Verhalten." (APA/red, derStandard.at, 18.2.2014)