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In der Wahiba-Wüste leben noch einige wenige Beduinen halbsesshaft.

Foto: Niels van Gijn/Corbis

Am Arabischen Meer oder in der Wüste Wahiba:

Foto: Hud Hud Travels

Im Oman seine Zelte aufzuschlagen hat wenig mit klassischem Campingurlaub zu tun.

Foto: Hud Hud Travels

Anreise: Keine Direktflüge von Wien nach Maskat; von oder via München mehrmals wöchentlich direkt zum Beispiel mit Oman Air.

Unterkunft: Hud Hud Travels bietet luxuriöses Camping und Exkur- sionen

Hotel: etwa The Chedi Muscat, direkt am Strand

Grafik: DER STANDARD

Der Übergang ist abrupt. Plötzlich endet die geteerte Straße, geht nahtlos in Wüstenboden über. War da überhaupt ein Verkehrsschild? Wie auf einem Teppich sinkt das Auto ein und ist sekundenschnell in eine Wolke gehüllt. Sand, so weit das Auge reicht. Die gelassen in den Dünen herumstehenden Kamele beeindruckt das freilich wenig. Die Beduinen, denen diese stolzen Tiere gehören, legen ein ganz anderes Tempo vor. Sie brettern über den Sand, als wäre er ein Highway. Und auch die Kamele, die im Oman gern für Rennen trainiert werden, können bis zu 60 Stundenkilometer an Geschwindigkeit erreichen. Ganz klar: Langsam sind hier nur Touristen unterwegs.

Wir fahren noch gut vierzig Minuten in die Wüste Wahiba, bis eine winzige Steinhütte am Horizont aufscheint. "Die vermutlich kleinste Moschee der Welt", sagt unser Guide Eric, ein Brite, der im Oman die Luxusreiseagentur Hud Hud mitbetreibt. Die Mini-Moschee wirkt inmitten der weitläufigen Wüstenlandschaft wie eine bizarre Fata Morgana, mit zwei Gläubigen ist sie bereits überfüllt. Das Kamel daneben sieht im Vergleich riesig aus. Unvermutet schlägt Eric nach dem Gebetshaus einen Haken, fährt mit vollem Tempo auf eine Düne zu und hält dann den Motor an. Oben sehen wir unser Nachtlager mitten in der Wüste: geräumige, handgefertigte Beduinenzelte, die im Abendlicht besonders idyllisch aussehen. Sogar ein eigenes Bade- und Toilettenhäuschen mit Plumpsklo aus Holz steht hinter jedem Zelt.

Glamour-Camping

Natürlich haben die Briten für diese Art von Outdoor-Komfort längst einen pointierten Begriff gefunden: "Glamping" nennt sich die glamouröse Version des Zeltens. "Im Oman gibt es keine fixen Wüstencamps, das ist nicht erlaubt", erzählt Eric. "Wir bauen unsere Zelte überall auf, an Stränden, in den Bergen oder eben hier in der Wahiba-Wüste." Wegen der Lichtverschmutzung legt Eric aber großen Wert darauf, das Lager nicht zu nah an Städten zu errichten. "Und für viele Menschen ist es erholsam, dass es keinen Telefonempfang gibt. So kommen sie erst gar nicht in Versuchung zu arbeiten."

Als der Abend spät wird und der Himmel voller Sterne steht, holt Erich dennoch sein Smartphone heraus, um die App Star Walk zu präsentieren. Sie funktioniert auch ohne Empfang, wenn man sie vorher programmiert hat. Das Fernrohr, das im Wüstenboden steht, interessiert nun keinen mehr. Jeder will das Handy in den Himmel halten und seltsame Sternennamen abrufen. Was leuchtet dort so intensiv? Das ist Canopus, erklärt das Gerät, der hellste Stern im Bild "Kiel des Schiffes". Er ist in Mitteleuropa gar nicht zu sehen. In der Wüste aber strahlt er wie eine Laterne.

Umweltschutz wird bei Hud Hud großgeschrieben, das merken wir am nächsten Morgen, als einige von einem Wüstenabenteuer erzählen, für das der Oman auch bekannt ist: Dune-Bashing, ein wilder Ritt im Auto über die Dünen. Sofort verfinstert sich das Gesicht von Eric: Dafür kann er sich nicht begeistern. Für ihn passt diese prollige Angeberaktivität nicht in den stillen Oman. Wer es neureich haben möchte, der würde bei den Nachbarn, in den Emiraten, die ihr Geld gern zu Schau stellen und auf Action setzen, besser bedient.

Schläfrige Schönheit

Der Oman ist keine Partydestination, und das wird sich wahrscheinlich auch so bald nicht ändern. Alles hier geht langsam und gemächlich, Sultan Qabus legt großen Wert darauf, kein zweites Dubai oder Abu Dhabi zu werden. Er ließ keine Rennstrecken und Wolkenkratzer bauen, sondern höchstens in der Hauptstadt Maskat eine neue Oper. In den Oman fährt man schließlich, um die schläfrige Gemütlichkeit und die Naturschönheiten dieses sicheren Wüstenstaates zu genießen, der auf engstem Raum eine erstaunliche Vielfalt an Landschaften aufweist.

Mit einem Blick erfasst man Gebirge, Meer und Wüste. Die kurvenreichen Bergstraßen sind ein Mountainbiker-Paradies, ein Potenzial, das touristisch allerdings nur in Ansätzen erschlossen ist. Die Strecken sind atemberaubend, kaum ein Auto stört die Radler. Höchstens Ziegenherden ziehen vorbei, sie werden im Oman von Frauen gehütet, die abenteuerliche Kletterleistungen vollbringen müssen, um ihre Herde zusammenzuhalten.

Zurück im Chedi Resort in Maskat, ist trotz Glamping-Luxus in der Wüste nun doch eine Indoor-Dusche angesagt. Die elegante, helle Hotelanlage passt gut in den Oman und erinnert an die traditionelle Bauweise. Selbst Wasserkanäle, von denen es noch rund 4000 im ganzen Land gibt, wurden um das Hotel angelegt. Das Chedi ist einer dieser seltenen Orte, an denen jeder sofort ruhig wird. Keiner käme hier auf die Idee, für Hektik zu sorgen. Aber vielleicht ist das ja auch der entspannte Oman-Modus, der sich bereits am kleinen Flughafen einstellt. Stress hat man absolut keinen, zumindest nicht als Urlauber. Und die Einheimischen lernen ohnehin früh, sich in Geduld zu üben: Sie kämpfen mit einer Bürokratie, die so hoch ist wie in kaum einem anderen Land, schließlich will der Sultan seine Untertanen alle mit Jobs versorgen. Aber das ist eine andere Geschichte. (Karin Cerny, DER STANDARD, Rondo, 21.3.2014)