Bild nicht mehr verfügbar.

Nenad Bjelica (li.) ist bei der Austria Geschichte, Rubin Okotie noch nicht.

Foto: APA/Punz

So wirklich schlau ist aus Rubin Okotie vielleicht nur Rubin Okotie selbst geworden. Wahrscheinlich reicht das auch. "Ich hätte hier viel Zeit zum Nachdenken. Aber ich sitze nicht stundenlang herum und zerlege mein Leben in alle Einzelteile. Ich bin glücklich, kann die letzten Jahre gut einordnen und habe sehr viel daraus gelernt", sagt der 26-Jährige.

Hier, das ist Haderslev. Ein 20.000-Einwohner-Nest in der dänischen Pampa, in Südjütland. Okotie stürmt seit Ende Februar für SönderjyskE und soll den derzeitigen Tabellenletzten mit Toren aus den Abstiegsrängen der Superliga herausschießen. Drei Tore und ein Assist sind Okotie in fünf Spielen bisher gelungen. Es geht eng her in der Liga, von Platz zwölf auf Platz sechs fehlen nur sechs Punkte. "Die dänische Liga ist ein Stück stärker als die österreichische, Salzburg natürlich ausgenommen. Die Top vier spielen auf Niveau der Austria, Kopenhagen ist sogar noch besser. Dahinter gibt es nicht so ein Gefälle wie in der Bundesliga", sagt Okotie.

Erinnerungen an Hannes Eder

SönderjyskE. Da war doch etwas. Der Ex-Rapidler Hannes Eder hat hier fünf Monate Fußballkabarett erlebt, berichtete von Masseuren, die beim Aufwärmen vor dem Match bei der Hösche mitspielten, von fehlender medizinischer Behandlung und wildem Kick and Rush auf dem Rasen. Das ist drei Jahre her. Okotie hat noch keinen Masseur mitkicken gesehen. "Vielleicht kommt das aber noch, wenn es fix ist, dass wir nicht absteigen." Der Verein spiele auch keinen Hauruck-Fußball mehr, sei professionell, wofür auch der ehemalige Bundesliga-Trainer Lars Söndergaard (früher Salzburg, Austria, GAK, Innsbruck) sorgt.

Vertraglich gehört Okotie noch bis 2015 der Austria, eine Rückkehr nach Favoriten ist freilich nicht ausgeschlossen. Nach dem Abgang von Ex-Trainer Nenad Bjelica und der Bestellung von Neo-Coach Herbert Gager sagte Okotie, dass auf der Trainerbank "jetzt auch die menschliche Komponente passt". Ob er selbst Fehler gemacht habe? "Ich habe die wenigen Einsatzminuten nicht optimal genützt, um dem Trainer zu beweisen, dass ich Stammspieler sein muss." Zur Erinnerung: Bjelica suspendierte Okotie kurz vor Weihnachten, nachdem der Stürmer seinen Unmut über eine neuerliche Nichtnominierung in den Kader (diesmal für die letzte Champions-League-Partie gegen Zenit St. Petersburg) geäußert hatte.

Fehlende Kommunikation

Scheitern bedeutet bekanntlich auch zu leben. "Wenn der Trainer gesagt hätte: 'Du trainierst gut und gibst Gas, aber ich setze dich nicht ein, weil ich dich nicht mag', hätte ich das korrekt gefunden, weil es ehrlich gewesen wäre. Das muss man als Profi akzeptieren. Es hat aber keine Kommunikation gegeben."

Für Rubin Okotie hat das nächste Abenteuer begonnen, mit 26 Jahren hat er noch viele gute Fußballjahre vor sich. Nach Stationen in Nürnberg, in Belgien bei St. Truiden und bei Sturm Graz jetzt also  nach Dänemark. Das lange Zeit schmerzende Knie macht keine Probleme mehr. Neun Spiele bleiben noch, um SönderjyskE zu retten. Seiner Zeit bei Nürnberg vor drei Jahren trauert Okotie schon nach, weil die sportliche Führung dort lange zu ihm stand. Bereuen will er aber nicht.

Auch nicht seine Auseinandersetzung mit Bjelica. Okotie: "Ich habe ihm das persönlich gesagt, nicht hinter seinem Rücken. Dazu stehe ich, weil die Dinge nicht in Ordnung und nicht fair waren. Obwohl es im Fußball so etwas wie Fairness und Gerechtigkeit nicht immer gibt." (Florian Vetter, derStandard.at, 28.3.2014)