Alle wollen sie – aber es gibt noch immer zu wenige: Frauen sind in technischen Berufen die Ausnahme. Unternehmen wie Siemens, Bosch, die OMV oder Kapsch haben alle spezielle Pläne und Initiativen, um dies zu ändern. Ein Prozess, der bislang aber sehr langsam verläuft: In der Industrie waren 2003 etwa 12,7 Prozent der Lehrlinge weiblich, fünf Jahre später 13,7 Prozent und in der aktuellsten Auswertung der Wirtschaftskammer von 2013 verzeichnet die Statistik 15,6 Prozent weiblicher Lehrlinge in dieser Berufssparte. Unter den zehn häufigsten Lehrberufen für Mädchen ist die Metalltechnik das einzig technische Berufssfeld in der Liste – die drei Bereiche Einzelhandel, Bürokauffrau und Friseurin machen gemeinsam fast 50 Prozent der Lehrberufe bei Mädchen aus.

Positive Auswirkungen bei OMV

Programme, die Frauen in die Technik bringen sollen, sieht Georg Horacek, Senior Vice President der HR bei der OMV, aber nicht als gescheitert an. Das Unternehmen steckt aktuell in der zweiten Runde der Bildungsinitiative "Österreich sucht die Technik Queens", wo Mädchen im Alter zwischen 14 und 16 ihre technischen und naturwissenschaftlichen Fähigkeiten spielerisch unter Beweis stellen können. Die besten 50 Teilnehmerinnen dürfen mit einem Elternteil dann zum Finale nach Wien, wo die Hälfe in das Technikqueens-Mentoringprogramm aufgenommen wird. Die Mädchen werden dabei finanziell bei Weiterbildungskursen unterstützt, treffen ihre Mentorinnen und können an Veranstaltungen teilnehmen.

"Die Evaluierung der ersten Runde der Technikqueens hat gezeigt, dass 97 Prozent der Mädchen neues Wissen über Technik generieren konnten. Außerdem haben rund drei Viertel angegeben, sich nun vorstellen zu können, eine technische Ausbildung zu starten", sagt Projektleiterin Franziska Richter über die Auswirkungen der Bildungsinitiative. Im Sommer kommen vier Ferialpraktikantinnen zur OMV, die bei den Technik Queens mitgemacht haben. Obwohl die Initiative kein klassisches Recruiting für die OMV selber war, sind positive Auswirkungen spürbar. Die Perspektive sei aber langfristig, sagen Richter und Horacek.

Langsamer Bewusstseinswandel

Man müsse außerdem zwischen der Zahl von weiblichen Lehrlingen und  Technikerinnen, die von der Uni in die Unternehmen kommen unterscheiden, sagt Horacek. Bei den Technik Queens sind die Mehrheit der Teilnehmerinnen in der Oberstufe und nicht an einer Lehrstelle, sondern an einem technischen Studium interessiert. "Die Zahl der weiblichen Lehrlinge steigt nur sehr langsam. Vor etwa fünf Jahren haben wir die ersten eingestellt, über eine Quote von zehn bis 15 Prozent kamen wir bislang aber nie", sagt Horacek. Dennoch spüre er einen vorsichtigen Bewusstseinswandel: "Wenn ich mit unseren altgedienten Meistern rede, dann würden sie am liebsten doppelt so viele Mädchen einstellen – das war nicht immer so."

Frühförderung am wichtigsten

Auch Johanna Hummelbrunner, HR Leiterin bei Bosch, spricht den Unterschied an: "14-Jährige Damen bewerben sich selten als Betriebsschlosser." Was also tun? "Mehr weibliche Lehrlinge kann man nur bekommen, wenn man so früh wie möglich das Interesse stärkt." Bosch engagiert sich hier mit anderen Großunternehmen in der "Wissensfabrik", wo bereits Kindergärten und Volksschulen besucht werden und mit den Kindern technische und naturwissenschaftliche Experimente und Spiele unternommen werden. "In diesem Alter sind die Kinder noch nicht beeinflusst und können sehen, wie interessant Technik ist", sagt Hummelbrunner. Direkte Auswirkungen der Volksschulbesuche können bei Bosch noch nicht festgestellt werden, da das Projekt noch nicht lange genug läuft. Hummelbrunner ist aber dennoch überzeugt davon, dass die Rahmenbedingungen in Schulen schon sehr positiv sind und der Frauenanteil in Unternehmen stetig steigen wird. Das Interesse für Technik so früh wie möglich zu fördern auch für Horacek die wichtigste Maßnahme, um den Anteil an Frauen in der Technik zu erhöhen.

Eltern sensibilisieren

Eine von beiden genannte Herausforderung bleibt auch das soziale Umfeld von Mädchen und jungen Frauen für technische Berufe zu sensibilisieren. "Man muss den Eltern beibringen, dass nicht alle ihre Töchter Frisörinnen und Einzelhandelskauffrauen werden können", sagt Horacek. Eine Devise, die alles andere als neu ist. Erste Initiativen, um den Frauenanteil in männlich dominierten Arbeitsbereichen zu erhöhen, wurden bereits 1978 gestartet. Es sei eben ein langsamer Prozess, junge Damen in die Technik zu bringen, sagt Hummelbrunner. (Lara Hagen, derStandard.at)