Gutes Saatgut bringt satten Ertrag im Gemüsebeet.

Illustration: Dennis Eriksson

Unsichere Zeiten und volatile Kurse - selbst Gartlerinnen und Gärtner fragen sich, wo das alles hinführen soll. Sollen sie zu sparen beginnen, mehr Essbares und Lagerbares pflanzen, gar das Gerstel im Hintergarten für schlechte Zeiten vergraben? Gar keine schlechte Idee, wenn sie denn Geld hätten.

Die meisten Gartler und Gärtnerinnen sind zwar reich an Wissen, aber arm an Mitteln. Sie verbringen keine Zeit damit, Kurse zu studieren, Zinsen zu vergleichen und auf Außenseiter im letzten Rennen zu setzen. Sie setzen eher auf Kompost, gutes Saatgut und satten Ertrag im Gemüsebeet. Und doch wäre es nicht ganz falsch, sich einmal Gedanken über den Wert seines Gartens zu machen. Wie viel ist so ein gemischter Fonds aus Rasen, Rabatten und Regentonnen eigentlich wert? Was bekommt man für Bambus, Birnbaum und Buche? Das lässt sich ganz einfach bestimmen.

Zinsen sind immer fein

Dazu notiere man den Anschaffungspreis der Pflanzen, vergesse aber nicht, etwaige Rabatte wieder abzuziehen. Man addiere die Kosten der Pflanzung selbst und ergänze die dabei entstandenen Nebenkosten. Natürlich musste der Anwuchs gepflegt werden - auch das verursachte Kosten. Und im Rahmen dieser Kostenaddition darf natürlich die Verzinsung der jährlich wiederkehrenden Entwicklungskosten nicht fehlen, man spricht hier vom Rentenendwert bis zum Ende der Anwuchszeit.

Zinsen sind immer fein - wenn man sie bekommt. Aber es geht weiter mit den Ausgaben: Es müssen auch die Zinsen der Kosten für Pflanzen und deren Pflanzung mit einberechnet werden, damit man beim Kapitalendwert bis Ende der Herstellungszeit angelangt ist.

Unterm Strich ein Pflanz

Jetzt sollte noch das Risiko eines plötzlichen Pflanzentods während der Anwuchszeit in Ziffern gegossen werden. Dazu addiere man die Kosten der ständigen Pflege bis zur Funktionserfüllung. Auch die Zinsen der Kosten der wiederkehrenden jährlichen Pflege müssen dazugezählt werden. Unglaublich, aber erst jetzt hat man die Normalherstellungskosten beisammen. Nun werden noch Wertverluste durch Alter, Mängel und Schäden an den Pflanzen abgezogen. Jubel, unterm Strich bleibt nur der Sachwert über - was für ein Pflanz!

Von überall hört man das Spitzen der Bleistifte und das Seufzen algebratechnisch überforderter Gartlerinnen und Gärtner. Doch in Wahrheit sind pekuniäre Investitionen in Pflanzen freilich keine Wertanlagen, sondern Investitionen in Lebensqualität, Kontemplation und Gelassenheit. Niemand wäre je bereit, die Arbeit und die Kosten eines Gartens adäquat abzulösen.

Wer es doch ist, blättere dazu in der Normensammlung "Gartengestaltung und Landschaftsbau" des Austrian Standards Institute bis zu "Wertermittlung von Gehölzen und Vegetationsflächen". Die anderen Gartler gehen inzwischen in ihren Garten spielen. (Gregor Fauma, Rondo, DER STANDARD, 4.4.2014)