Bild nicht mehr verfügbar.

Nur 145 Kilometer liegt Kuba von Key West entfernt. Mit der Wiederaufnahme der ersten Flüge von den USA auf die karibische Insel betont Florida die Vorzüge der eigenen Strände.

Foto: Corbis/Matt Propert

Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: Corbis/Chris Parker

Anreise: zum Beispiel mit Edelweiss Air: Wien via Zürich zweimal pro Woche nach Tampa, täglich nach Miami.

Unterkunft: zum Beispiel in Clearwater das Hotel Pierhouse 60, in Miami Beach das Grand Beach Hotel.

Grafik: DER STANDARD

Ob wir auch schon an der West Coast waren? Klar, antworten wir, wir würden San Francisco und Los Angeles lieben. Kopfschütteln unseres Gegenüber. Er meinte doch nicht die Westküste. George arbeitet in einer Bar in Miami, einer mondänen, großstädtischen. Aber irgendwann will er zurück an die Westküste von Florida. Denn: "Nirgends in Amerika findest du so einen feinen Sand wie dort. Hier auf der Ostseite der Halbinsel sind die Sandkörner gröber." Okay, uns wäre das nicht extra aufgefallen, denken wir, während wir unsere Füße in den "östlichen" Sand von Miami Beach graben.

An der Westküste der Halbinsel von Florida kamen wir Tage zuvor an. Wir landeten in Tampa. Mit zahlreichen europäischen Pensionisten, die mit dem Winter abgeschlossen haben und hier ein Zweitheim besitzen, wo sie ihren Lebensabend zum ewigen Sommerabend machen. Auf dem gemütlichen, relativ kleinen Flughafen in Tampa sind sogar die sonst nicht so gemütlichen US-Beamten bei der Einreise zum Scherzen aufgelegt. Und unter den rüstigen "Best Agers", mit denen man aus Europa ankommt, fühlt man sich wieder richtig jung.

Obwohl die drittgrößte Stadt Floridas, wirkt Tampa vor allem in Altstadtvierteln wie Ybor City wie eine für ein Filmset herausgeputzte Kleinstadt: Holzfassaden, kleine Cafés, Zigarrenshops - die Tabakindustrie war einst einer der Hauptwirtschaftszweige der Stadt - und ein großer Markt, auf dem man Kunst und Kitsch erstehen kann. Aber Tampa, das einen der wichtigsten Häfen der USA besitzt, kann auch anders. Eine Segway Tour ist in Tampa sehr zu empfehlen. Tampa hat nämlich den längsten Gehsteig der Welt - den Bayshore Boulevard, auf dem man direkt am Wasser entlangrollt. Wer das umrechnen mag: Es sind viereinhalb Meilen, wir haben aber nicht nachgemessen.

Wir starten in Downtown Tampa und gleiten durch Straßenzüge, wo in den letzten Jahren viel gebaut wurde: Glas- und Spiegelfassaden ragen hier wie Kathedralen zwischen Palmen in den Himmel. Mittendrin findet man auch das eine oder andere Kleinod, wie das Tampa Theatre, ein 90 Jahre altes Kino, in dem ein in den 1960ern verstorbener Projektor zwischen den Horrorfilmen spuken soll.

Ein anderes Gebäude, das ins Auge springt, ist ein palastartiger Komplex mit glänzenden runden Türmen: Die im maurischen Stil erbaute Universität von Tampa. Ursprünglich war es ein vom Eisenbahnmagnaten Henry Bradley Plant gegründetes Luxushotel, das in der Weltwirtschaftskrise geschlossen werden musste: 1933 zog die Uni ein.

Erste Flüge 1914 und 2014

Zwischen Tampa und St. Petersburg, das wie Clearwater in der Tampa Bay Area liegt, wurde 1914 der erste kommerzielle Linienflug der USA durchgeführt. Keine halbe Stunde dauerte der Flug damals. Hundert Jahre später sorgt ein anderer Linienflug für Aufregung: Seit wenigen Wochen verkehren erstmals seit 1962 wieder Linienflüge zwischen den USA und Kuba. Allerdings von Key West. Die schon vor 50 Jahren geflogene Route, verbindet wieder wöchentlich die beiden Staaten.

Aber zurück nach St. Petersburg. Seinen Namen bekam die Stadt von einem adeligen Exilrussen, der dafür sorgte, dass die Stadt ans Eisenbahnnetz angeschlossen wurde und sie nach seiner Geburtsstadt in Russland taufte. St. Pete, wie es seine Einwohner nennen, hat aber klimatisch wenig mit seiner russischen Partnerstadt zu tun. Die Stadt ist bekannt als Floridas Sunshine City und hat tatsächlich wunderschöne Sandstrände. Nicht nur Zugvögel machen hier in der Gegend Verschnaufpause, auch die so genannten Snowbirds, so nennt man hier die kanadischen Gäste, landen vor allem gerne hier, um Wärme zu tanken.

In St. Peterburg wurde 2011 das Dali Museum eröffnet, das die größte Sammlung aus allen Schaffensperioden Salvador Dalis außerhalb Spaniens - neben hunderten Gemälden und Objekten auch Filme - beherbergt. Das Gebäude, eine Art Blase, die einen Kubus verschluckt und jeden Hurrikan übersteht, stammt vom Architekten Yann Weymouth.

Der viel gepriesene weiche Sand liegt einem auch im nahen Clearwater, einer Stadt, die vom Wasser des Golfs von Mexiko und der Tampa Bay umspült wird, zu Füßen. "Florida ist nicht gleich Florida", hören wir immer wieder. Also sehen wir uns auch die andere Seite der Halbinsel an.

"Ich mochte die Republikaner", sagt ein strenger Herr mit silbergrauem Haar, während der seinen Dominostein auf dem Brett vor sich platziert, "aber dann kam Bush, der jüngere von den beiden". Er rümpft die Nase. Der Mann sitzt an einem der vielen Spieltische im "Domino Park" in Miami, wo sich ältere Exilkubaner den Tag mit Domino und Schach vertreiben und politisieren. Eigentlich heißt er "Maximo Gomez Park", nur nennt ihn kein Mensch so, und liegt mitten im Stadtteil Little Havana.

Einen Dominosteinwurf entfernt vom Park liegt der Club "Ball and Chain", wo noch zu Zeiten der Rassentrennung in den USA Legenden wie Billie Holiday auftraten.

Street Art und Art déco

In einem anderen Viertel von Miami wird jetzt Kulturgeschichte geschrieben. Vor etwa zehn Jahren begann eine aufregende Freiluftgalerie in einem einst wenig hippen unbelebten Stadtteil zu entstehen: Die Wynwood Walls bestehen mittlerweile aus zwölf Mauern, die abwechselnd von verschiedenen internationalen Künstlern temporär gestaltet werden und über 70 Galerien. Auch die Art Basel Miami bespielt den Wynwood Art District.

Von der domestizierten Street Art zurück ins vorige Jahrhundert: In Miami Beach entstand in den 1930- und 1940er-Jahren eines der größten zusammenhängenden Gebiete weltweit, das mit Architektur des Art déco bebaut wurde. Erst seit den 1970er-Jahren weiß man diesen kulturellen Schatz rund um den Ocean Drive zu schätzen.

Die Miami Design Preservation League schützt und pflegt das Viertel und bietet Führungen von Architekten, Künstlern und pensionierten Freiwilligen an. Letztere können teilweise sogar noch aus der eigenen Erinnerung erzählen, wie die pastellfarbenen Straßenzüge aussahen, als man hier die amerikanische Riviera entstehen ließ.

Nur 145 Kilometer liegt Kuba von Key West entfernt. Mit der Wiederaufnahme den ersten Flüge von den USA auf die karibische Insel betont Florida die Vorzüge der eigenen Strände. (Colette M. Schmidt, Rondo, DER STANDARD, 4.4.2014)