Bei Diskussionen über die vielbeforschte "Generation Y" und die ihr folgende "Generation Z" sieht man Jugendforscher Bernhard Heinzlmaier und Marktforscher Bertram Barth oft den Kopf schütteln. Das ist vom Ärgern gar nicht weit entfernt. Was sie stört: Die Darstellung, Kategorisierung der Jungen in eine homogene Gruppe, die angeblich ziemlich ungebunden, mobil, kurzfristig orientiert und der totalen Flexibilität unterworfen ist.

Kein Wunder also für die zwei, wenn diese Leute über den Appell an solche Werte gar nicht gesammelt in Unternehmen zu locken sind. Meist wird ja dann der "War for Talents" zitiert, der Recruiting so schwer mache, so aufwändig, so teuer – immer weniger Junge, noch weniger, die wollen und können.

Alle so wie ich?

Zielgruppenadäquate Ansprache sehen die beiden "kaum". Das Problem sei, so Heinzlmaier, dass die Recruiter und Firmenchefs selbst zur Gruppe der „Performer" zählen und daher meinen, die ganze Welt ticke so. Ein Blick in die widersprüchlichen Gruppen der Jungen könnte da einiges erleichtern – laut Jugendmilieu-Studie der tfactory und Integral, unter 1500 14- bis 29-Jährigen erhoben, sieht das Gemisch so aus:
Postmaterielle: Diese rund zehn Prozent sind die kritische, vielseitige Intelligenz auf der Suche nach verantwortungsbewusster Selbstverwirklichung. Nachhaltigkeit, soziale Verantwortung, gesellschaftliche Wirksamkeit punkten.
Performer: Diese rund 15 Prozent sind optimistische, globalisierungsbejahende Macher mit Wunsch nach oben. Die klassische Karriere-Oberschicht mit dem Motto: Der Job ist mein Leben.
Hedonisten: Rund ein Fünftel ist spaß- und konsumorientiert, verweigert den Mainstream und ist auf der Suche nach einer Lebensnische. Beruflich haben die Hedonisten kaum Ambitionen, sie arbeiten für Geld und sind geprägt von einer Freizeitidentität. Statussymbole sind ihnen fast zwanghaft wichtig. Überwiegend klassische „Unterschicht".
Konservativ-Bürgerliche: Bewusst konservativer Lebensstil, heimatorientiert und familienbewusst. Klassische Pflichterfüller, die gut mit klassischen Stelleninseraten zu ködern sind. Derzeit etwa 17 Prozent der Jungen. Tendenz: abnehmend.
Adaptiv-Pragmatische: Diese 18 Prozent stellen den modernen Mainstream, sind fleißig, flexibel, materialistisch, defensiv und familienbewusst. Planbarkeit punktet. Facebook-Klientel. Das wachsende Zukunftsmilieu.
Digitale Individualisten: Sie sind die erfolgsorientierte Lifestyle-Elite auf der Suche nach unkonventionellen Erfahrungen. Gut ausgebildet, gehen offensiv mit Möglichkeiten um, sind mobil, wollen die Welt kennenlernen, sind schwer zu führen und schwer zu halten. Sie sind spontan, wenn nicht unberechenbar. Planbarkeit ist keine Größe, daran glauben sie nicht (mehr). Facebook-Klientel. Job und Leben sind schon verschmolzen. Das wachsende Zukunftsmilieu.

Diese digitalen Individualisten sehen die beiden Forscher als das führende Segment der künftigen jungen Generation. Easy sind sie nicht. Sie sind voller Misstrauen gegenüber Systemen, treten daher im Job auch nicht in „Leistungsvorlage", glauben die Versprechungen klassischer Arbeitsverträge nicht, wollen im Moment rausholen, was da ist. Sie können viel – tun es aber hier oder vielleicht woanders. Ihre Freizeitinteressen (etwa DJ) sind massiv und werden keinem Job untergeordnet. Form ist oft wichtiger als Inhalt, ihre Gesetze sind die einer performativen Ökonomie – Glanz und Celebrity-Faktor punkten.
Barth: „Sie haben gelernt, das nichts sicher ist, sie sind die Reaktion auf gesellschaftliche Entwicklungen." (Karin Bauer, DER STANDARD, 05./06.04.2014)