Wien - Die Situation am europäischen Energiemarkt mit relativ niedrigen Strom-Großhandelspreisen und hohen Gaseinkaufspreisen hat sich 2013 auch bei der Wien Energie ausgewirkt. Abwertungen bei Gaskraftwerken brachten ein negatives Ergebnis. Der Konzernverlust der Wien Energie, die für Vertrieb und Produktion zuständig ist, wird für das Vorjahr mit 268,3 Mio. Euro ausgewiesen. Die Stromproduktion sank.

Beim thermischen Kraftwerkspark (inklusive Bezugrechte) seien aufgrund der ungünstigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen Abwertungs- und Vorsorgemaßnahmen von 344,7 Mio. Euro erfolgt, gab die Geschäftsführung Montagabend bekannt. Die positiven Einmaleffekte seien bei 28 Mio. Euro gelegen. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) wird mit minus 268,0 Mio. Euro ausgewiesen. Ohne diese nicht zahlungswirksamen Sondereffekte betrage das EGT 48,8 Mio. Euro, so Geschäftsführer Thomas Irschik.

Gaskraftwerke auf null

Der Umsatz belief sich auf 1,944 Mrd. Euro. Davon entfielen rund eine Mrd. Euro auf Stromerlöse, rund 300 Mio. Euro auf Gas und 583 Mio. Euro auf Wärmeerlöse (inklusive Entsorgung). Vergleichszahlen für Gewinn und Umsatz für das Jahr davor werden wegen der neuen Konzernstruktur und der Umstellung des Geschäftsjahres auf das Kalenderjahr nicht angegeben. Die Wien Energie GmbH gehört zu 100 Prozent der Wiener Stadtwerke Holding. Mit Anfang August wurde die Fernwärme organisatorisch integriert. Für die Leitungen ist die Stadtwerke-Tochter Wiener Netze GmbH zuständig.

Die Gaskraftwerke sind nun auf null abgeschrieben. 2011/2012 waren bereits Abschreibungen von rund 70 Mio. Euro erfolgt. Mögliche künftige Aufwertungen hängen laut Geschäftsführerin Susanna Zapreva von den energiewirtschaftlichen Rahmenbedingen ab. Bestandteile seien die Kraft-Wärme-Kopplung (KWK), bei der gleichzeitig Strom und Wärme erzeugt werden, sowie die Preise für CO2-Emissionszertifikate. Wien Energie hat KWK-Anlagen mit einer installierten Leistung von rund 1.600 MW elektrisch an den Standorten Simmering und Donaustadt.

Rentabler

Kohlekraftwerke sind aktuell trotz höherer CO2-Emissionen vielfach rentabler als Gaskraftwerke. Damit sich dies drehe, seien wohl CO2-Preise von 30 bis 40 Euro je Tonne nötig. Aktuell betrage der Preis 3,5 bis 5,5 Euro je Tonne. Die CO2-Emissionen einer Erdgas-KWK-Anlage liege bei 330 Gramm je kWh, bei Kohle seien es 800 Gramm. Die Stromerzeugung aus mit Gas betriebenen KWK-Kraftwerken sei stark unter Druck. Um eine Einheit Strom zu erzeugen, seien zwei Einheiten Gas nötig. Zwei Einheiten Gas kosten laut Wien Energie knapp 60 Euro, für den daraus erzeugten Strom erhalte man knapp 40 Euro. Dazu kämen noch Fixkosten. "Das geht sich schlicht und einfach nicht aus", so Zapreva. Die Gaskraftwerke laufen für die Wärmeerzeugung. Wenn sie nicht für die Produktion von Fernwärme eingesetzt würden, müssten sie stillgelegt werden.

Die Stromerzeugung der Wien Energie GmbH sank um 17 Prozent auf 3.974 Gigawattstunden (GWh). Dabei erhöht sich der Anteil der Produktion aus Erneuerbaren Energien, unter anderem wegen der Reduktion der thermischen Erzeugung von 18,5 auf 25 Prozent. Die Fernwärmeerzeugung stieg um 8 Prozent auf rund 5.600 GWh, der Erneuerbaren-Anteil lag bei rund 18 Prozent. Der Stromabsatz verringerte sich dagegen nur um 1 Prozent auf rund 9.530 GWh. Der Gasabsatz blieb stabil bei rund 7.800 GWh. Der Wärmeabsatz stieg um 7 Prozent auf rund 6.170 GWh.

Bemängelt wird von der Wien Energie der unfaire Wettbewerb im Vergleich zu Deutschland, wo - anders als in Österreich - hocheffiziente KWK-Anlagen gefördert werden. In Österreich war gemeinsam mit dem Energieeffizienzgesetz eine KWK-Förderung geplant, beide Maßnahmen sind noch offen. Gaskraftwerksbetreiber müssen sich in Österreich auch an den Kosten des Stromnetzes beteiligen, in Deutschland sind sie davon befreit. Die Gasnetztarife für Wiener Anlagen seien um ein Viertel höher als jene in München. Zudem seien deutsche KWK-Anlagen dadurch öfter im Einsatz als österreichische. Für KWK-Anlagen mit einer installierten Leistung von 800 Megawatt (MW) ergebe sich für einen Betreiber in Wien ein Nachteil gegenüber München von in Summe 43 Mio. Euro im Jahr. (APA, 15.4.2014)