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Alibabas Landung auf der Wall Street dürfte selbst Facebooks IPO übertreffen.

Foto: Reuters

Wer "Ali Baba" hört, denkt vermutlich zuerst an die Figur aus Geschichtensammlung "1001 Nacht". Doch im Bereich E-Commerce steht der Name mittlerweile für einen der weltgrößten Handelskonzerne der Welt. Gegründet wurde er von Jack Ma, der in 15 Jahren eine Art "chinesisches Amazon" auf die Beine stellte.

Der frühere Englischlehrer revolutionierte auch den Handel und die Geschäftskultur in der Volksrepublik. Denn der Quereinsteiger brachte seinen Landsleuten das Internet nahe und erlebte dabei selbst einen kometenhaften Aufstieg, der ihn zum Multi-Milliardär machte. Zu seinem Konglomerat gehören das Internet-Auktionshaus Taobao, das Online-Kaufhaus TMall sowie das Zahlungssystem Alipay. Das berühmte Forbes-Magazin schätzt sein Vermögen auf 8,9 Mrd. Dollar (6,5 Mrd. Euro).

Holprige Anfänge

Die Anfänge waren allerdings mühsam. Ma begann 1995 in seinem kleinen Appartement damit, mit Hilfe von Freunden in den USA Internetseiten für chinesische Firmen aufzubauen. Das Projekt verlief äußerst schleppend. "Als wir endlich am Netz waren, habe ich Freunde und TV-Leute in meine Wohnung eingeladen. Bei der damals sehr langsamen Verbindung warteten wir dreieinhalb Stunden, um eine halbe Seite zu bekommen. Wir tranken, schauten Fernsehen, spielten Karten und warteten. Aber ich war so stolz. Ich hatte bewiesen, dass das Internet existiert", beschrieb er damals seine ersten Erfahrungen mit dem World Wide Web.

Startschuss

Seine nächste Idee aber brachte bereits den ersehnten Erfolg. 1999 gründete er mit weiteren 17 Mitstreitern und einem Startkapital von 60.000 Dollar Alibaba.com. Als Büro diente seine Wohnung in Hangzhou, knapp 200 Kilometer südwestlich von Shanghai gelegen. Alibaba wurde zur ersten Internet-Handelsplattform in China. In den nächsten 15 Jahren formte Ma trotz der Zensur in seinem Heimatland daraus einen Konzern mit rund 25.000 Mitarbeitern und 300 Millionen Kunden. Daheim wird er als "Bill Gates von China" verehrt - in Anspielung an den legendären Microsoft-Gründer.

Rückzug 2013

2013 zog er sich als 48-Jähriger aus seinem Konglomerat zurück, um eine jüngere Generation ans Ruder zu lassen. "Es ist, weil ich sehe, dass jüngere Leute bei Alibaba bessere und genialere Träume haben als ich, und sie eher dazu in der Lage sind, eine Zukunft nach ihren Vorstellungen zu errichten", sagte Ma beim Stabwechsel. Er steht jedoch noch dem Verwaltungsrat beratend zur Seite. Außerdem ist er noch mit sieben Prozent am Unternehmen beteiligt. Ma hält mittlerweile Vorträge, in denen er Karriere-Tipps gibt. Teilweise wird er dabei wie ein Popstar gefeiert.

In den USA ist Ma bisher kaum bekannt. Mit dem bevorstehenden Börsengang seines Unternehmens in New York dürfte sich das jedoch ändern. Alibaba ist schon jetzt der weltgrößte Internet-Händler und dürfte bei seinem Börsengang gleich eine ganze Reihe von Rekorden knacken. Finanzprofis beziffern den Wert des Konzerns auf gut 100 Mrd. Euro und gehen davon aus, dass Alibaba beim Gang an die Wall Street mehr Geld einnimmt als Facebook 2012. Es wäre dann der größte Börsengang eines Technologie-Unternehmens aller Zeiten.

Überblick

Ein Überblick über die Geschichte des Unternehmens:

1999: Der frühere Englischlehrer Jack Ma gründet Alibaba mit 17 Mitstreitern in seiner Wohnung. Alibaba.com ist die erste Internet-Handelsplattform in China.

2002: Die Firma arbeitet bereits profitabel.

2003: Alibaba startet das Internet-Auktionshaus Taobao sowie das Online-Zahlungssystem Alipay.

2005: Yahoo steigt bei Alibaba ein und zahlt eine Milliarde Dollar (aktuell 725 Mio. Euro) für einen 40-Prozent-Anteil. Alibaba übernimmt Yahoo China. Quasi über Nacht ist Alibaba nun in fast allen lukrativen Internetbereichen stark.

2007: Alibaba.com geht am 6. November an die Hongkonger Börse. Die Plattform nimmt dabei 1,5 Mrd. Dollar ein.

2011: Alibaba gründet Ali Finance, einen Ableger, der klassische Dienstleistungen einer Bank anbietet.

2012: Alibaba.com gibt sein Listing an der Börse in Hongkong wieder auf, um den Weg für einen Mega-Börsengang des gesamten Konglomerats in den USA frei zu machen. Yahoo beginnt zudem damit, seinen Anteil an Alibaba zu verringern und hält seit September 2012 nur noch 24 Prozent.

2013: Alibaba ernennt Firmen-Urgestein Jonathan Lu zum Nachfolger von Konzernchef und -Gründer Ma. Ma begleitet sein Unternehmen nur noch als Verwaltungsratschef. Alibaba steigt zudem bei der chinesischen Twitter-Version Weibo ein und verschafft sich damit ein Standbein im rasant wachsenden Markt mit Internet-Netzwerken.

2014: Das chinesische Amazon-Pendant strebt an die New Yorker Börse. Aus einem 18-Mann-Betrieb hat Ma einen Konzern mit rund 25.000 Mitarbeitern und 300 Millionen Kunden geformt. (APA, 16.04.2014)