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Mexiko statt Austria heißt es bei der Telekom.

Foto: Reuters/Bader

Wien - Die Verhandlungen über den Syndikatsvertrag zwischen den Telekom-Großaktionären ÖIAG und América Móvil (Amov) nehmen an Schärfe zu. Augenscheinlich um den Druck auf die Staatsholding (hält 28,4 Prozent) zu erhöhen, wurde ein Papier an die Öffentlichkeit gespielt, in dem der stellvertretende Vorsitzende des Aufsichtsrats, Ronny Pecik, ein besorgniserregendes Bild über die an Eigenkapitalmangel leidende Telekom Austria (TA) und ihren Bedarf an frischem Geld zeichnet.

"Alle Ertragstrends zeigen nach unten, der Finanzierungsaufwand geht nach oben. Das bedeutet Schulden. Die Telekom Austria befindet sich in einer Todesspirale. Ohne Geld von außen erwartet uns in zwei Jahren das AUA-Schicksal. Wenn bei den anderen Töchtern etwas schiefläuft (Abwertungen, Weißrussland etc.), dauert es keine zwei Jahre", zitierte Profil aus dem Dossier, das bereits im Jänner an ausgewählte Regierungsmitglieder verteilt worden sei.

Konzernchef Hannes Ametsreiter wollte im "Kurier" nichts von einer Todesspirale wissen. Der Gewinn im Vorjahr sei mit 110 Millionen Euro so hoch wie bei kaum einem Unternehmen in Österreich, sagt er. Umsatzrückgänge seien zu 90 Prozent durch Regulierung bedingt.

Dass die Warnung gerade jetzt publik wird, hält man in Regierungskreisen nicht für Zufall. Befindet sich doch die ÖIAG in der heißen Phase im Ringen um einen Kooperationsvertrag mit dem im Einflussbereich des mexikanischen Milliardärs Carlos Slim stehenden Telekom-Giganten Amov. Strittig sind laut Standard-Recherchen noch Punkte wie Satzungsänderungen und das Vetorecht des Vorstands. Je weniger Auflagen die ÖIAG für sich rausholt, desto besser für Amov.

Viel Zeit bleibt ÖIAG-Chef Rudolf Kemler nicht. Am Dienstag muss alles unter Dach und Fach sein, da wird der Datenraum für den Syndikatsvertrag geöffnet, damit sich die ÖIAG-Aufsichtsratsmitglieder über die im Vertragswerk geregelten Rechte und Verpflichtungen informieren können.

Tags darauf, am Mittwoch, tagt das Kontrollgremium der ÖIAG. Dass ein Beschluss zustande kommt, ist keineswegs gesichert. Denn insbesondere bei den Belegschaftsvertretern gibt es Widerstand gegen zu viel Entgegenkommen. Die Arbeiterkammer reagierte auf die Enthüllungen eisig: Es stelle sich die Frage, ob sich da nicht jemand "möglichst billig ein Unternehmen kaufen möchte". (ung, DER STANDARD, 18.4.2014)