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Dell ist im Wandel begriffen und will sich als End-to-End-Dienstleister positionieren.

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Als Ultrathin Client bietet Dell den "Wyse Cloud Connect" an, der unterwegs sowohl Zugriff auf Googles Android-Dienste als auch Cloud-Apps von Dell und virtuelle Desktops erlaubt. Die Steuerung erfolgt mittels Bluetooth-Geräten oder dem Smartphone.

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Nach einem Vierteljahrhundert hat sich Dell Ende 2013 von der Technologiebörse Nasdaq zurückgezogen. Eingeleitet hatte den Schritt der Firmengründer Michael Dell, der den in Schwierigkeiten geratenen Konzern nun in ruhigere Gewässer steuern möchte.

Vom PC-Pionier zum Cloud-Dienstleister

Der einstige Riese am PC-Markt wandelt sich nun und sucht sein Heil jetzt in der Cloud. Desktop-Virtualisierung und Datenzentren sind die Geschäftsfelder, in die man massiv weiter vordringen will, wie der für diesen Bereich verantwortliche Strategiechef Jeff McNaught bei einem Termin in Wien erklärte. Hierzu müssten Schritte getätigt werden, die von Aktionären möglicherweise nicht goutiert würden.

Der Fokus liegt darauf, skalierbare Lösungen im Geschäfts- und Bildungsbereich anzubieten. Dafür wird im Mai eine neue Marke etabliert werden, deren Name eigentlich schon lange existiert: "Wyse". Das gleichnamige Unternehmen gehört zu den Pionieren im Bereich Cloud Client Computing und war insbesondere für seine Terminals und Thin Clients bekannt. 2012 wurde das Unternehmen von Dell geschluckt.

Der Name soll sich künftig durch die gesamte Produktsparte im Bereich der Desktopvirtualisierung ziehen. Unter dem Label werden auch neue Geräte umgesetzt. Dabei erprobt man auch bei Dell bislang noch nicht gesehene Formfaktoren. Mit dem "Wyse Cloud Connect" gibt es mittlerweile etwa einen Android-basierten HDMI-Stock mit vorinstallierter Client-Software, um auf virtuelle Desktops und andere cloud-basierte Software als auch Googles App-Angebot im Play Store zuzugreifen.

Neue Arbeitswelt

Desktop-Virtualisierung soll Unternehmen helfen, die Ansprüche der modernen Arbeitswelt zu erfüllen. "In Zukunft arbeiten wir überall", erklärt McNaught. Dabei vollzieht sich seiner Einschätzung nach gerade eine Entwicklung von der "Drei-Bildschirme-Welt" (PC, Smartphone, Tablet) zu einer "Fünf-Bildschirme-Welt". Künftig gesellen sich der virtuelle Desktop und die großen Displays in den eigenen vier Wänden, etwa der Fernseher, hinzu, weil sich das Nutzungsverhalten immer weiter ausdifferenziert.

Dazu arbeiten Angestellte vor allem in den USA zunehmend im Büro auf ihrer eigenen Hardware. In Europa hat sich das Credo "Bring Your Own Device" bislang noch kaum durchgesetzt. Thin Clients allerdings werden immer populärer, laut McNaught verzeichnete Dell in diesem Geschäft in Westeuropa zuletzt einen Zuwachs von 25% im Vergleich zum vorherigen Quartal.

Keine Rückkehr

"Es wird keine Rückkehr zum 'Ein-PC-für-alles'-Schema geben", sagt er und betont gleichzeitig, dass man trotzdem auch weiterhin in diesem Bereich tätig bleiben werde. Neben der eigenen Marke für Consumer und Geschäftskunden verfügt Dell auch über das Gamer-Label Alienware und weitet seine Aktivitäten im Bereich Server und Datententrenbau aus.

PC-Markt: Erholungszeichen für Business-Schiene

Über den in den vergangenen Jahren gebeutelten PC-Markt gibt McNaught zwei Einschätzungen ab. Im Privatkundenbereich rechnet er mit einer Fortsetzung des Negativtrends, da die Nutzer zunehmend Geld in Tablets und Smartphones stecken und seltener eine Neuanschaffung eines klassischen Rechners tätigen.

Im Businessmarkt verortet er jedoch Zeichen der Erholung und hält einen Aufschwung für möglich. Zwei der möglichen Gründe dafür sieht er einerseits im Support-Ende für Windows XP und im Abflauen der Wirtschaftskrise. Einerseits müssen einige Unternehmen somit ohnehin in eine Systemumstellung investieren, andererseits sind nun eher Ressourcen vorhanden, dabei auch Erneuerungen im Hardware-Bereich vorzunehmen, auf die man in den letzten Jahren verzichtet hat.

"Keine Zusammenarbeit zwischen Dell und der NSA"

Durch die zunehmende Vernetzung von immer mehr Arbeitsgeräten, Virtualisierung und den damit verbundenen "Umzug" geschäftskritischer Daten in die Cloud ergibt sich freilich auch die Frage nach der Sicherheit der Daten vor dem Zugriff Dritter – insbesondere im Kontext der NSA-Affäre.

Die Situation sei "schwer für jede Tech-Firma" betont McNaught auf Nachfrage. "Alles, was die Regierung mit moderner Technologie tut, ist außerhalb unseres Einflusses", sagt er. Es gebe jedenfalls keine ihm bekannte Zusammenarbeit zwischen Dell und der NSA.

"Ich will nicht, dass jemand meine Facebook-Nachrichten liest, der darauf keinen Zugriff haben sollte", so seine private Perspektive. "Als Bürger beschäftigt mich dieses Problem sehr." (gpi, derStandard.at, 24.04.2014)