Paris - Vor 28 Jahren explodierte der Reaktorblock 4 des Atomkraftwerks Tschernobyl und schleuderte tausende Tonnen radioaktiven Materials in die Atmosphäre. Besonders verstrahlt war die Gegend rund um das Kraftwerk, weshalb viele Experten davon ausgingen, dass die Region eine Art Todeszone bleiben würde.

Studien über die Auswirkungen auf die lokale Fauna und Flora lieferten in den vergangenen Jahren widersprüchliche Resultate. Zum einen wurden erhöhte Mutationsraten und Missbildungen beobachtet, andererseits schienen bei manchen Untersuchungen die Auswirkungen der Strahlung relativ gering.

Besonders überraschend sind Beobachtungen, die ein Team um Ismael Galvan von der Universität Paris-Süd im Fachjournal "Functional Ecology" publizierte. Die Biologen hatten mehr als 150 Vögel innerhalb und nahe der Sperrzone untersucht; konkret nahmen die Forscher Blut-, Sperma- und Federproben von 16 Vogelarten, darunter Amseln, Rauchschwalben und Kohlmeisen.

Vögel, die an Orten mit höherer Strahlenbelastung gefangen wurden, kamen bei den Analysen im Durchschnitt auf bessere Ergebnisse. Sie hatten eine besonders hohe Konzentration des Antioxidans Glutathion im Blut, das negative Effekte der Strahlung ausgleichen kann. Außerdem wiesen die Tiere weniger DNA-Schäden auf und waren größer.

Die Ergebnisse wiesen darauf hin, dass sich manche Wildtiere an eine erhöhte Strahlenbelastung anpassen können, so das Resümee der Wissenschafter. (dpa; red, DER STANDARD, 25.4.2014)