Aus welchen Gründen auch immer: In Ungnade gefallene Führungskräfte müssen damit rechnen, wenig zartfühlend "mit dem Fußtritt aus der Chefetage" befördert zu werden. Die Tatsache als solche, die persönlichen Folgen und die Art, wie damit umzugehen ist legt ein empfehlenswertes Buch offen. Dass die Umgangsgepflogenheiten in den Schaltzentralen der Unternehmen nicht unbedingt den Normen der Sozialkompetenz entsprechen, kann nur unbeirrt Gutmeinende und Fensterredengläubige noch in Erstaunen versetzen. Dass sie aber so rau sind, wie sie das Buch Mit dem Fußtritt aus der Chefetage von Gabriele Euchner beschreibt, lässt bei dessen Lektüre doch die Frage aufkommen, wieso und weshalb in vermeintlich zivilisierten Gegenden so wenig zivilisiert miteinander umgegangen werden muss und wird.

Und: Gekündigt wird ja nicht von irgendwelchen anonymen gesichtslosen juristischen Gebilden, die sich Unternehmen nennen. Über Kündigungen entscheiden Menschen, Wesen also, die gemeinhin durchaus in der Lage sind, über ihr Tun und Lassen zu reflektieren und dessen Folgen zu bedenken. Wieso also kommen sie nicht auf den geradezu extrem naheliegenden Gedanken, dass sie bei der waltenden Ungeduld in Sachen Erfolg und Ertrag einerseits und den missgünstigen Eifersüchteleien auf den höheren Rängen andererseits den Verhaltensweisen, die sie heute anderen angedeihen lassen, morgen selbst zum Opfer fallen können?

Und so sollte das Buch von Gabriele Euchner nicht nur, wie sie auf der Titelseite schreibt, als ein "Plädoyer für mehr Menschlichkeit in Unternehmen" gelesen werden, sondern als Vorbereitung auf eine Möglichkeit, mit der Bekanntschaft zu machen keine Führungskraft ausschließen sollte. (hvolk, DER STANDARD, 3./4.5.2014)