Wien – Der Vorzugsstimmenwahlkampf von Madeleine Petrovic sorgt bei den Grünen parteiintern massiv für Ärger. Die niederösterreichischen Grünen ziehen mit einer ganz auf Petrovic zugeschnittenen Kampagne für diese in die Wahlschlacht. Nach offiziellen Angaben der niederösterreichischen Grünen sind dafür 150.000 Euro veranschlagt, nach internen Angaben soll es um einiges mehr sein. Laut Protokoll der Sitzung des Landesausschusses vom Jänner werden insgesamt 185.000 Euro aufgebracht, dafür werden auch aktuelle Kreditauszahlungen auf 2016 verschoben.

"Verbieten kann man es ihnen nicht", heißt es in der Parteizentrale in Wien, wo man aus dem Missmut über den Alleingang von Petrovic keinen Hehl macht. Dass mit Parteigeld die grüne Basisdemokratie ausgehebelt werden soll, sei unanständig und unfair. Ausgemacht sei jedenfalls, dass die Petrovic-Plakate nur innerhalb der niederösterreichischen Landesgrenzen affichiert werden dürfen. Die ersten Petrovic-Plakate sind aber bereits in Wien aufgetaucht – die Wiener Grünen tobten. Das sei eindeutig gegen die Abmachung. Aus St. Pölten heißt es dagegen, dass die Plakate nur bei Bahnhöfen platziert seien, um niederösterreichische Pendler anzusprechen.

Halbherziger Listenplatz

Das Pikante: Madeleine Petrovic wurde von den Grünen nur auf den fünften Listenplatz gewählt – und auch das eher halbherzig. Hätte sie mit ihrem Vorzugsstimmenwahlkampf Erfolg, würde sie wahrscheinlich Michel Reimon, den Listenzweiten, um seinen Platz im Europäischen Parlament bringen.

Mittlerweile hat auch Reimon einen eigenen Vorzugsstimmenwahlkampf gestartet, allerdings ohne Kapital dahinter, wie er betont. Sein Kampf um Vorzugsstimmen läuft ausschließlich über das Internet, er und sein Freundeskreis werben vor allem in den Social-Media-Foren um Stimmen. Vor ein paar Tagen ging etwa die Facebook-Seite "Ich wähl Michel" online. Reimon: "Ich will vor Madeleine bleiben. Ich seh das als sportliche Herausforderung, auch wenn das ohne Mittel nicht einfach wird." Für eine Umreihung sind etwa 15.000 Stimmen notwendig.

Die Kampagne für Petrovic ist offenbar aber nicht ausschließlich zu ihrer Unterstützung gedacht, sondern um sie loszuwerden, wie grünintern kolportiert wird. Petrovic soll als Landessprecherin abgelöst werden – am einfachsten, indem sie nach Brüssel entschwindet. Als ihre Nachfolgerin macht sich bereits die grüne Klubobfrau in St. Pölten, Helga Krismer, stark. Der Spruch "Hast du einen Opa, schick ihn nach Europa" werde von den Grünen nun gegendert, ätzt ein Kollege. (Michael Völker, derStandard.at, 12.5.2014)