An Aktionäre aus dem Ausland, die mit ihr Schlitten fahren, sollte die Staatsholding ÖIAG mittlerweile gewöhnt sein. Bei der OMV ist Abu Dhabi federführend, Probleme werden allerdings diskret gelöst. Wilder ging es bei der Telekom Austria (TA) zu, bei der vor bald 16 Jahren erstmals strategische Investoren einmarschierten. Aus der Kameralistik ausgegliedert, erschien sie der Telecom Italia wie eine leichte Beute. Die Italiener täuschten sich, sie gaben mit 25 Prozent zwar den Ton an, wurden aber selbst Übernahmekandidat und zogen wieder ab.

Ein ähnliches Schicksal droht der ÖIAG mit ihrem Viertelanteil. Sie stellt zwar TA-General und TA-Präsidenten und hat - als Repräsentantin der Republik - sogar so etwas wie Deutungshoheit auf dem Heimmarkt. In der Praxis bedeutet das aber nicht viel. Faktisch ist die ÖIAG weder strategisch noch finanziell in der Lage, mehr als den Lakaien für die Machthaber aus Mexiko zu spielen.

Wie fadenscheinig der Stoff ist, aus dem der Syndikatsvertrag mit América Móvil zusammengeflickt wurde, zeigt das Beispiel Ostexpansion. Lehnt die ÖIAG eine Kapitalerhöhung - die sie nur auf Pump stemmen kann - ab, ist die gepriesene Exklusivität bei Zukäufen in Süd-/Osteuropa perdu. Entscheidungen fallen dann in Mexiko-Stadt. "Auf Augenhöhe", wie ÖIAG-Chef Rudolf Kemler sagt, bedeutet etwas anderes. So einen Vertrag macht, wer die Öffentlichkeit darüber täuschen will, dass die Telekom verschenkt wurde. (Luise Ungerboeck, DER STANDARD, 16.5.2014)