Im Garten "Imhinterhaus" im 7. Bezirk Wiens wird nach dem Motto "a never ending garden breakfast" einen Tag lang gemeinschaftlich gefrühstückt.

Foto: Chelsea Fringe Vienna/imhinterhaus

Weitere Projekte: Urban Gardening am Donaukanal ...

Foto: Chelsea Fringe Vienna/Gemeinschaftsgarten Donaukanal

... aber auch Beine hochlagern im Innenhof.

Foto: Chelsea Fringe Vienna/Suzie Wong

Wien - Abhängen im Gemeinschaftsgarten, Speed-Dating neben Kräutertöpfen, Kunstinstallationen und Pflanzensamenschleudern: Das sind einige der mehr als 60 Ideen, die von 17. Mai bis 8. Juni beim Garten- und Kunstfestival "Chelsea Fringe Vienna" vorgestellt werden.

Entstanden ist das Festival in London im Jahr 2012 aus der Urban-Gardening-Bewegung und als Alternative zur traditionellen englischen Gartenschau "Chelsea Flower Show". Statt hoher Eintrittspreise und teurer Schaugärten, stellt die "Chelsea Fringe" bunt zusammengewürfelte, frei zugängliche Ideen vor, die sich um Garten, Kunst und öffentlichen Raum drehen. Koordiniert wird das Festival von Freiwilligen. Initiiert wurde es vom britischen Landschaftstheoretiker Tim Richardson. Seine Kontakte nach Wien führten schließlich zu den hiesigen Organisatorinnen, den Landschaftskünstlerinnen Anita Duller und Hannah Stippl von der Universität für Angewandte Kunst.

Schaugärten als Medienspektakel

Die "Chelsea Fringe" (das Wort "fringe" bedeutet etwa Franse oder Randgebiet, Anm.) sei in England eine "richtige Gegenbewegung", sagt Hannah Stippl. Denn bei der traditionellen "Flower Show" werde die "königliche Gartenlandschaft" zelebriert, mit einem mehrtägigen Medienspektakel, das nicht nur Persönlichkeiten wie Queen Elizabeth II, sondern Interessierte aus aller Welt anlockt. Die Gartenkultur in England sei insgesamt viel stärker ausgeprägt.

Trotzdem entwickle sich um die "Chelsea Fringe Vienna" ein Sog. Themen rund um das Gärtnern hätten auch hier ein "unglaubliches Potenzial", sagen die Landschaftskünstlerinnen. Nach dem ersten Projektaufruf im Jänner 2014 seien sehr viele Leute mit Ideen auf sie zugegangen. Projekte konnte jeder einreichen. Solange sie legal waren und in den inhaltlichen Rahmen passten, wurden sie angenommen. Initiativen, die schon länger bestehen, sind nun ebenso beteiligt, wie Ideen, die extra für das Festival entwickelt wurden.

Die Teilnehmer und Konzepte sind bunt durchgemischt und haben unterschiedliche Hintergründe: Künstler, die ihre Werke präsentieren, Privatpersonen, die auf ihren Balkon laden, Initiativen, die die Nachbarschaft von Autos befreien wollen. Menschen und Projekte, die normalerweise nie aufeinandertreffen würden, finden im Festival einen gemeinsamen Rahmen und können sich vernetzen, sagt Anita Duller.

Fließende Grenzen

Die Beziehung zwischen Garten, Kunst, Design und öffentlichem Raum ergebe sich dabei ganz natürlich. Die Grenzen seien fließend und der Garten sei zudem eine Kunstform, die seit Jahrhunderten existiere. Das Bewusstsein dafür sei aber nicht mehr vorhanden, sagt Stippl. Die Gartenanlagen der Schlösser Belvedere oder Schönbrunn gehörten zu den frühesten Gesamtkunstwerken: "Man könnte sich fragen, ob in Schönbrunn joggen zu gehen, nicht ähnlich ist, als ob man im Kunsthistorischen Museum joggen geht."

Für die Projektfinanzierung stellte das Festival keine Mittel zur Verfügung. Wenn kein Geld im Spiel ist, bliebe man unabhängig und sei niemandem Rechenschaft schuldig, sagt Stippl. Neben London und Wien findet die "Chelsea Fringe" auch in anderen britischen Städten wie Bristol und Brighton statt. Heuer sind aber auch Sloweniens Hauptstadt Ljubljana sowie das italienische Turin mit einigen Projekten beteiligt. (Christa Minkin, derStandard.at, 16.5.2014)