"Österreichs beste Rotweine 2010"
Von Walter Tucek, Helmut O. Knall.

Foto: Hersteller

Zum Essen wird eine Flasche Rotwein gewünscht. Was nehmen? In früheren Zeiten hat man öfter zu einem Italiener, Spanier und Franzosen gegriffen - sicherheitshalber. Chianti kennt man dank der Pizzerien dieser Welt als angenehmen (und leistbaren) Wein. Bordeaux hat den Nimbus des Besonderen, Rioja oder Chile jenen des verlässlich Guten.

Mittlerweile kommt auch österreichischer Rotwein öfter in die engere Wahl, auch international. Immer mehr ausländische Wein-Kommentatoren, die früher vor allem den übertriebenen Holz-Geschmack kritisierten, preisen Struktur und Tiefgang "unserer" neuen Roten. Stuart Pigott lobte in der jüngsten Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung einen Blaufränkischen aus Carnuntum. Eric Asimov, Wein-Schreiber der New York Times, verfasste bereits vor einiger Zeit eine Hymne auf die Sanftmut des Zweigelts und kürzlich auch eine Ode an den Blaufränkischen neuen Stils. Was ist da passiert?

Die Zeiten, als man österreichischen Roten nicht mehr zutrauten konnte, als patriotische Gaumen zu erfreuen, und sie wenigstens "wie" Bordeaux schmecken mussten, geht zu Ende. Langsam, aber sicher ernten die Rotwein-Winzer die Früchte aus ihrer Entwicklung. Es wird anerkannt, dass man allen Rekordsommern zum Trotz immer noch in der kühleren Wein-Welt zu Hause ist: Das bedeutet, dass die Rotweine einen Tick säuerlicher, fruchtiger, daher auch frischer sein dürfen und auch nicht unbedingt jedes Jahr auf 14,5 Volumsprozent geschraubt werden müssen. Mit mehr Know-how im Handling dessen, was vor Ort ist, und weniger Verlassen auf Technologie wird jenen Geschmacksnoten mehr Chance gegeben, die durch den Boden hervorgebracht werden. Das macht die heimischen Rotweine spannender und besser als früher, weil sie keinem Vorbild mehr nachhecheln, zu dem vor allem eines fehlt: die Gegebenheiten der anderen Regionen.

Dazu kommt die Abkehr von Blockbuster-Weinen, die nach dem Prinzip "dunkler - fetter - alkoholischer" funktionieren, zu Weinen, "von denen man ein Glas mehr trinken möchte", wie das floskelmäßig, aber zutreffend oft zu hören ist. Alles in allem - beste Voraussetzungen. (Der Standard/rondo/26/02/2010)