Bild nicht mehr verfügbar.

Frauen hegen demnach gegenüber muffigen Männern weniger Vorbehalte, wenn diese nicht nur Babys, sondern auch Lektüre mit sich führen.

Foto: APA/Frank May

"Ostern ist heuer abgesagt. Sie haben die Leiche gefunden." Georg hat während seiner Karenzzeit die Literatur entdeckt. Das führt zu flächendeckendem Bonmot-Hagel. Während das Dutzi-dutzi-ei-ei-ei also diverse Vierterln Milupa in der Wiege oder im Streitwagen für Kampfmütter verdaut, blättert sich Georg gern durch das geflügelte Wort. Früher als Schurl hätte er sicher kein schwules Buch angerührt. Seine Freundinnen haben ihm immer das Wichtigste daraus erzählt. Zitat Schurl: "Ich brauche nichts von Foucault zu lesen. Er geht mir auch einfach so auf den Sack."

Allerdings machte der vom Schurl zum Georg gereifte Vater neulich eine Entdeckung. Es geschah, während er missmutig das Kind im Bugaboo-Jogging-Stroller durch eine der mit lästigen Weibern und depperten Gschrappen und unnötigen Hundsviechern vollgestopften "Grünoasen" der Stadt schob. Frauen hegen demnach gegenüber muffigen Männern weniger Vorbehalte, wenn diese nicht nur Babys, sondern auch Lektüre mit sich führen. Obwohl einige der ungustiösesten Diktatoren der Geschichte ausgewiesene Leseratten waren, gilt bis heute die absurde Gleichung: Bücherwurm gleich guter Mensch.

Welche Erkenntnisse sich aus Literatur ziehen lassen, muss sich Georg leider nicht nur mit sich selbst ausmachen. Er lässt jeden wohlwollend wie pathetisch daran teilhaben: "Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem wir nicht vertrieben werden können." Wobei man jetzt als Kenner des Konflikts zwischen Dr. Georg und Mr. Schurl anhand der Zitate eindeutig sagen kann: Gebt dem Mann etwas zu trinken. (Christian Schachinger, Rondo, DER STANDARD, 26.03.2010)