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Der erste der Giganten kracht durchs Unterholz.

Foto: APA/EPA/EDDY RISCH

Wenn ein Baum krank ist und man nichts dagegen unternimmt, leidet bald der ganze Wald. Deshalb rückt die Wiener Abordnung des Vereins Rettet das Waldviertel unter der Führung des heute mit hochgerecktem Kinn und Feldherrnblick testosteronhaltig behübschten Dichterfürsten drei Mann hoch aus. Mit Steyr-15er-Traktor und zwei Fichtenmopeds. Ein Taschentelefon, das beim Heiligen Christophorus und seinem Hubschrauber Hilfe von oben erflehen kann, ist auch dabei. Umsicht ist geboten. Die Frauen rechnen mit dem Schlimmsten. Für Fichtenmopeds besteht keine Führerscheinpflicht.

Der erste der Giganten kracht durchs Unterholz. Sauberer Keilschnitt in Fallrichtung, Finalisierung auf der gegenüberliegenden Seite. Motor heult, Baum fällt. Auch bei Nummer zwei gibt es nichts auszusetzen. Das dumpfe Geräusch, das der Stamm beim Aufschlag auslöst, macht die Tiere stumm. Es wird allgemein als archaisch, also wahrhaft männlich begrüßt. Baum drei wird als Beweis dafür stehenbleiben, dass zu viele Köche den Brei verderben. Der Neue an der Stihl legt den Keilschnitt nach links. Der ambitionierte Amateur möchte das Holz lieber rechts liegen haben. Am Ende steht der Baum zwar 30 Zentimeter neben seinen Schuhen. Aber er steht. Weil er sich in den Kronen seiner Nachbarn verzahnt hat. Unter sich hat er die Stihl begraben. Die Ersatzmotorsäge springt nicht an. Das macht den Dichterfürsten etwas unrund. Schweigsam und grüblerisch geht es heimwärts. Bei diesem Auswärtsspiel hätte mehr drin sein können. Verdammte Touristen. (Christian Schachinger, Rondo, DER STANDARD, 16.04.2010)

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