Bild nicht mehr verfügbar.

"Vielleicht sollten wir wieder öfters auf Wohnungspartys gehen."

Foto: Archiv

Als sie im Badezimmer die Wanne sahen, mussten sie sich Tränen der Rührung verkneifen. Zwischen einer Hundertschaft Bierdosen dümpelten dort im friedlichen Dialog Schampus, Weißwein, Wodka und sogar ein wenig Antialkoholisches. "Mein Gott", sagte Bubi zum Dichterfürsten, "das ist ja wie früher. Ich glaube, ich habe diese Wohnungspartys vermisst."

Je älter man wird, desto mehr Menschen lernt man zwar kennen, will diese Kontakte aber auf sogenannte Zufallsbegegnungen beschränken. Irgendwann ist der Ofen mit immer neuen Freunden aus. Wenn man nichts verkaufen will, ist es nicht notwendig, Netzwerker zu spielen. Ab 30 sollte das soziale Feuchtbiotop, in dem man sich bewegt, so gefestigt sein, dass man mit den darin lebenden Geschöpfen schon genug Ärger hat.

Das führt dazu, dass man nur noch selten Wohnungspartys veranstaltet, 50 Leute einlädt, um sich dann um fünf Uhr früh mit 20 noch anwesenden, wildfremden Menschen konfrontiert zu sehen, die nicht gehen wollen. Der Dichterfürst war einmal auf der Party eines Freundes, auf der sie beim Tanzen durch eine Rigipswand vom Wohnzimmer ins Schlafzimmer brachen. Dann gefiel einem Unbekannten die Musik nicht mehr, und er warf den Plattenspieler auf den Boden. Die Toilette war unbenützbar, weil darin jemand eingeschlafen war. Die leeren Bierdosen wurden aus dem Fenster auf die Straße geworfen. Die Polizei kam zweimal. Es musste neu ausgemalt werden.

"Aber lustig war das trotzdem", so der Dichterfürst: "Vielleicht sollten wir wieder öfters auf Wohnungspartys gehen." (Christian Schachinger/Der Standard/rondo/11/02/2011)