Nicht alles neu macht der Mai. Bereits zum dritten Mal startet Graz nämlich am 6. Mai in den Designmonat. Mehr als 80 Programmpunkte werden die Stadt an der Mur bis 5. Juni in eine Stadt des Designs verwandeln. Und diesen Titel darf Graz seit kurzem auch offiziell tragen. Am 14. März verlieh die Generalsekretärin der Unesco in Paris, Irina Bokova, der steirischen Landeshauptstadt die Auszeichnung, "UNESCO City of Design". Diese Bezeichnung dürfen weltweit insgesamt zehn Städte führen, darunter sind Berlin, Buenos Aires, Kobe oder Montréal. Es gibt übrigens auch "UNESCO Citys of Gastronomy" oder "Citys of Film".

Wofür das Ganze gut sein soll, kann man Eberhard Schrempf fragen, er ist Boss der Creative Industries Styria (CIS), einer äußerst umtriebigen Kreativwirtschaftsplattform in Graz, die in den letzten Jahren in Sachen Design ganz schön anschob und auch den Designmonat veranstaltet. "Der Titel ermöglicht uns eine Art Frischzellenkur, einen Austausch mit anderen Citys of Design. Konkret geht es um Projekte und Kooperationen und eine Erweiterung des internationalen Netzwerks, die uns auf ein nächsthöheres Level bringen."

Designing Cities, Designing Regions, Designing the World

Wie es um das Level der Grazer Designlandschaft bestellt ist, kann man sich, wie erwähnt, gerade in den nächsten Wochen in aller Ruhe anschauen. Der Designmonat startet mit einer Vortragsreihe unter dem Titel Designing Cities, Designing Regions, Designing the World. Dabei werden internationale Speaker wie Jarmo Eskelinen vom Forum Virium in Helsinki oder Bernd Fesel vom European Centre for Creative Economy in Dortmund über die Bedeutung von Design referieren.

Das ist, gerade zu Beginn des Festivals, wohl die richtige Themenwahl, denn bei aller Design-Begeisterung der Stadt Graz dürfte das Thema für so manchen Otto-Normal-Grazer noch immer etwas exotisch daherkommen. Schrempf dazu: "Mittlerweile ist der Designmonat schon eine etablierte Marke.

Die Stadt ist sozusagen gebrandet, und auch Gastronomie und Gewerbe machen mit. Man kann schön beobachten, wie sich die Grazer ihre Programmpunkte aus dem Angebot herauspicken. Graz tut sich auch leichter als zum Beispiel Wien, denn das Gebiet ist überschaubar, und man hat mehr Möglichkeiten, die Stadt mit Design zu infizieren."

Breiter Designbegriff

Zu picken gibt's eine Menge: Erwähnt seien zum Beispiel die Schau Kids Room - Zoom, in der es um Möbeldesign für Kinder geht, der sogenannte Pop-up-Store oder der Workshop Foodline - Open. Auch das Designfestival Assembly mit mehr als 70 Positionen aus den Bereichen Mode- und Produktdesign oder das Springfestival für elektronische Kunst und Musik finden im Rahmen des Designmonats statt.

Man sieht, die Grazer fassen den Designbegriff sympathisch breit, das zeigt auch das Projekt HyperCubus, bei dem es um ein ver- und entsorgungstechnisch unabhängiges Hotelzimmer und ein Forschungsergebnis zum Thema "minimal housing" geht. Wem das alles eher spanisch als steirisch vorkommt, dem bleibt schließlich noch eine Ausstellung in der Jakoministraße, die das Potenzial der Käferbohne als Design-objekt auslotet. (Michael Hausenblas/Der Standard/rondo/06/05/2011)