Es bleibt einem manchmal schon der Mund offen stehen, angesichts dessen, was einem so als Weinaccessoire angedient wird. Selbst beim Korkenzieher, dem wirklich notwendigsten aller Accessoires, geht es zuweilen ins sehr Schräge. Dass manche dabei aufs Design achten, soll natürlich sein. Eine aufwändigere Mechanik erleichtert das Handling und ist hilfreich, wenn in Bars oder bei Präsentationen viele Flaschen in kurzer Zeit geöffnet werden sollen. Ob es gleich ein elektrischer Korkenzieher oder ein eigener Akkuschrauber mit wechselbarem Aufsätzen sein muss, sei angezweifelt.

Bei anderem Zubehör versuchen die Produzenten mit Heilsversprechen zu punkten: Steckt man einen bestimmten Stab ins Glas oder einen Ausgießer auf die Flasche, so heißt es, soll der Wein in wenigen Minuten so belüftet sein, dass selbst Heckenklescher flugs zu Top-Tropfen heranreifen.

Wein hat Säure

Andere sollen gar helfen, dem Wein im Glas die Säure zu nehmen oder einen Jungspund schlicht trinkreif zu machen. Als Gründe für derartige Weinwunder werden natürlich die elegante Form und das Material angeführt, das meist "energetisiert" oder sonst wie aufgeladen sein soll und somit die Elemente der Flüssigkeit beeinflussen könne. Klingt alles verführerisch einfach: Und Wein hat Säure, in manchen Jahren extra viel, in manchen deutlich weniger. Diesen Unterschied, um es so richtig kompliziert zu machen, gibt es auch noch zwischen den einzelnen Rebsorten.

Nur: Um einen Superpremiumwein zu machen, braucht es immer noch ein bisschen mehr als einen Zauberstab - nämlich vor allem Weingärten mit besonderen Boden- und Klimaverhältnissen, in denen dann noch die genau dafür passende Rebsorte gepflanzt wurde, und das schon vor längerer Zeit.

Ein-Jahres-Zyklen

Dazu einen Winzer, der das Ganze in Ein-Jahres-Zyklen bearbeitet, mit der Idee, dass an dieser Stelle Großes möglich ist, mit Gespür für den richtigen Ertrag und Können, auf dass er aus den hoffentlich dort gesund geernteten Trauben Spitzenweine keltert.

Für viele dieser Wunder-Gadgets werden übrigens Beträge um die 30, 40 und mehr Euro fällig, den Akkuschrauberflaschenöffner gibt's gar um schicke 52 Euro.

Dafür kann man wirklich gute und gereifte Weine kaufen, die nicht noch nachbehandelt werden müssen. (Luzia Schrampf/Der Standard/rondo/03/06/2011)