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Die Sortenvielfalt der Margeriten ist immens: Der Gärtner kann sich zwischen großkopferten, kleinaugerten, langhalsigen und niedrig stehenden entscheiden.

Foto: APA/Jörg Koch

In bedeutenden Druckwerken wurde schon mehrfach darauf hingewiesen, dass Herrchen und Frauchen im Laufe der Zeit ihren Hunden physiognomisch immer ähnlicher werden. Lefzen und Schwänzchen fingen mit der Zeit zu hängen an, die Haarpracht würde struppig, und auch das leichte Säuerln sei nicht mehr exakt zuzuordnen. Was das Verhalten betrifft, ist es meist umgekehrt, und die Hunde fangen dann an, unleidlich zu werden und kleine Kinder zu beißen.

Bei den Pflanzenliebhabern werden ähnlich Phänomene festgestellt. Eitle Gockel ziehen hochnäsige Rosen auf teuren Spalieren; schlichte Gemüter hingegen lächeln milde ihren Margeriten zu. Ach, die Margeriten. Als weißer Dauerblüher haben sie in den Gärten ihren Fixplatz und verschaffen mit ihrem Strahlen selbst dunkelsten Laub- und Nadelholzhecken noch ein wenig bodennahe Pracht. Reinweiße Blütenblätter, eine gelbe Mitte, ein krautiger Habitus - so haben sich diese simplen Blumen, gleichsam den Gänseblümchen in die Herzen schlichter Gärtnergemüter gespielt.

Fantastische Schnittblumen

Sie sind ja so dankbar. Sie kosten wenig, sie brauchen wenig, dafür geben sie umso mehr. So sind sie zum Beispiel fantastische Schnittblumen, die nicht und nicht welken wollen. Im Garten einmal ausgelassen, toben sie den Sommer über durch die Beete und blühen fast ohne Unterlass bis tief in den Herbst hinein. Geht ihnen einmal die Kraft aus, und es stehen mehr verblühte denn blühende Köpfchen gen Himmel, so hilft ein beherzter Rückschnitt, sie wieder auf Vordermann zu Blühhöchstleistungen zu bringen.

Wer ständig seine Fortpflanzungsteile ins Licht hält, muss sich auch gut nähren. Die Sommermargeriten Leucanthemum vulgare brauchen ergo fette, nährstoffreiche Böden. Wie fast alle Pflanzen ist ihnen ein durchlässiger Boden lieber denn ein dichter Lehmgatsch, Staunässe tolerieren sie gar nicht. Wer ein den ganzen Sommer über dicht blühendes Blumenbeet wünscht, greift zu den unterschiedlichsten Margeritensorten, schlichtet diese der Höhe nach im Beet und braucht dann nur noch regelmäßig zu düngen und Verblühtes abzuzupfen. Die Freude stellt sich dann von ganz allein ein. Die Sortenvielfalt ist immens. Ungefüllte, gefüllte, halbgefüllte Blütenköpfe, großkopferte, kleinaugerte, langhalsige, hochgewachsene und dicht, aber niedrig stehende Margeriten sollten in jedem Garten Platz finden. Und, ähnlich den Glockenblumen, sind sie ideale Lückenbüßer.

Zur vollen Wirkungsentfaltung

Volle Sonne garantiert maximale Pracht, doch auch halbschattige Plätze werden akzeptiert. Spannend ist die jährliche Überlegung, mit welchen anderen Pflanzen man sie im aktuellen Jahr kombinieren könnte. Ein Klassiker unter den Kombinationen ist jene mit Rudbeckien und Echinaceen, wiewohl diese selbst zu den Starkleuchtern unter den gängigen Rabattenpflanzen zählen.

Ich kombiniere Margeriten am liebsten mit jenen Farben, die ein wenig Unterstützung zur vollen Wirkungsentfaltung brauchen. Das dumpfe Purpur, das blasse Ultramarin, das Schwarzviolett und das matte Mauve manch exaltierter Angeberpflanzen kommt erst durch vereinzelte, weiße Lichtpunkte der schlichten Margerite zur vollen Geltung. Diese erhöhen die Kontraste im Beet und machen sich damit zu bescheidenen, devoten Dienern ihrer vordergründig prächtigeren Partner im Bett, Pardon, Beet. Und die Frage bleibt offen: Wer hat von wem diese Eigenschaft übernommen?

Tipp: Junge Triebspitzen abzwicken erhöht die Blütendichte. Eine Kompostgabe knapp vor der Blüte sorgt für ausreichend Kraft während dieser. Die noch nicht aufgeblühten Knospen kann man wie Kapern marinieren und verzehren. (Gregor Fauma/Der Standard/rondo/24/06/2011)