Saskia und Stefan Diez. Sie machte sich einen Namen als Schmuckdesignerin (RONDO berichtete kürzlich), er ist seit Jahren einer der gefragtesten Designer Deutschlands.

Foto: Manfred Klimek

DER STANDARD: Muss gutes Design teuer sein?

Stefan Diez: Schwer zu beantworten. In der Regel ist gutes Design teuer, weil es profiliert, zugespitzt und kompromisslos ist. Design ist ein stetiges Neuverhandeln eines Kompromisses zwischen einer Avantgarde, einer Zukunftsvorstellung von uns Designern und einem Markt, der Dinge jetzt konsumieren will und zusehends überfordert ist. Das ist unser Job. Gutes Design polarisiert. Und durch Polarisierung fallen Absatzmöglichkeiten weg. Das heißt das Produkt wird teurer.

DER STANDARD: Was fällt Ihnen diesbezüglich zu H&M oder Ikea ein?

Diez: Die entwickeln zum Teil gute Produkte zu einem guten Preis, wobei ich die auf keinen Fall bewerben will. Solche Unternehmen sind für diese Misere mitverantwortlich. Da geht es um schlaue Geschäftsmodelle, die auch legitim sind, aber sie nehmen Firmen, die avantgardistisch arbeiten, die Butter vom Brot.

DER STANDARD: Wozu braucht die Messe Blickfang Kuratoren wie Sie und Ihre Frau?

Diez: Auf der Blickfang stellen keine hartgesottenen Profis wie in Mailand oder Köln aus, die Messe richtet sich an kleine Firmen, die entweder wenig Erfahrung haben oder wenig finanziellen Background. Unser Job ist es, unser Know-how mit einzubringen.

DER STANDARD: In welcher Form tun Sie das?

Diez: Wir haben einen Workshop geleitet, in dem wir mit ausgewählten Ausstellern ihre Geschäftsmodelle diskutiert haben. Dann wählten wir Leute von außerhalb aus, die in Wien ihre Arbeiten zeigen. Im Grunde dient das alles dazu, die Qualität zu verbessern. Ich denke, die Blickfang möchte einfach mehr Diskussionsplattform sein und nicht nur als Handelsmesse dastehen.

DER STANDARD: Hat die Messe ein Imageproblem?

Diez: Nein. Im Gegenteil. Die Blickfang ist ordentlich gewachsen und verspricht immer noch mehr, eine Bereicherung der Szene zu sein, und das in mittlerweile mehreren großen Städten. Und das sage ich nicht, weil ich das sagen soll.

DER STANDARD: Und doch gibt es Stimmen, die sagen, die Blickfang sei ein überteuerter Flohmarkt, bei dem vor allem die Veranstalter abcashen.

Diez: Es überrascht mich nicht, dass es diese Stimmen gibt. Ich kenne die finanziellen Strukturen nicht. Aber es ist klar, dass es einen großen Bedarf an maßgeschneiderten Foren für junge Gestalter gibt, die ihre Produkte direkt am Markt platzieren. Es gibt viel mehr Leute als früher, die auf diesen Markt drängen, aber letztendlich über die klassischen Märkte keine Absatzmöglichkeiten finden. Es geht auch um eine Chance auf Vielfalt. Die muss allerdings noch eingelöst werden. Viele Produkte kommen wirklich noch nicht über das Kunsthandwerk oder das Bastelstadium hinaus. Auch diesbezüglich wollen meine Frau und ich einen Beitrag leisten. Uns geht es um ein Statement in Sachen Professionalität. (Michael Hausenblas/Der Standard/rondo/14/10/2011)