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Foto: dpa-Zentralbild/Arno Burgi

Irgendwann hat es sich eingeschlichen, dass man über das Wetter redet. Gut, schlecht. Graupelschauer, Arsch. Scheißsommer, Dreckswinter. Früher war es im Dezember länger hell, im Oktober heize ich sicher nicht, zieh dir halt einen Pullover an. Diese Abteilung.

Das Wetter könnte einem eigentlich egal sein. Man ist ja nicht Trainer des ÖSV-Herren-Teams und muss in Kitzbühel den Regen, Schnee, Eisbruch, das Wachs, den Wind, das Mojo auf der Gleitstrecke zwischen Steilhang-Ausfahrt, Brückenschuss und Alter Schneise beklagen. Auch der Sommergespritzte kommt nicht von im Frühjahr katastrophal eingewässerten Weinbergen, sondern aus dem Regal.

Sonnenschein und Regenguss

Im Wesentlichen beruht das Problem mit der Witterung für Menschen wie den Dichterfürsten also darauf, dass es erstens im Sommer die Schwammerln im Wald mit einer ausgewogenen Mischung aus Sonnenschein und Regenguss gut haben sollen. Zweitens geht es im Winter darum, dass er bitte mild zu sein hat, damit man der Russenmafia nicht zu viel für die Heizung rüberreiben muss. Geld und Wetter, hier liegt der Hund begraben. Nur Menschen, die alt sind, reden über uncoole Dinge wie den Überziehungsrahmen oder die Großwetterlage außerhalb des Facebooks.

Wer über das Wetter spricht, versucht der Welt noch einmal so etwas wie Berechenbarkeit abzugewinnen. Man wägt das Unabwägbare ab und vergleicht den Sommer vor 15 Jahren mit der heurigen Tomatenernte. Dagegen kann der Burial-Dubstep-Remix von Massive Attacks Track Paradise Circus nur abstinken. In dreißig Jahren sind wir tot. (Christian Schachinger, Rondo, DER STANDARD, 23.12.2011)