Jawohl, dieses Wort gibt es, und ihr demütiger Chronist hat es nicht zum ersten Mal mit eigenen Ohren gehört. Wer eine Tochter oder einen Sohn im Pubertätsalter hat, weiß um den essentiellen Stellenwert, den das Präfix ur- in der Sprache der Jugendlichen besitzt.

Die trivialste Verwendungsart besteht darin, es als verstärkende Vorsilbe einzusetzen: "Urgeil", "urbehindert", "urdeppert", was soviel bedeutet wie: "In ausgeprägter Weise geil", "vollkommen behindert", "außergewöhnlich deppert".

Orgineller ist die Kombination mit der Negationspartikel "nicht" oder dem Indefinitpronomen "kein" ("Ich versteh das urnicht", "Der hat urkeine Ahnung"), doch den wirklich entscheidenden Beitrag zur syntaktischen Emanzipation von "ur" hat diese Generation geleistet, indem sie es seiner Präfixnatur entkleidet und zum vollwertigen Adverb gemacht hat: "Der Benni nervt ur." "In diesem Zimmer fäult es ur."