Die Presse hat am vergangenen Samstag mit diesem Titel aufgemacht: "Wiener Rektor stellt Rute ins Fenster: Kein Geld für erfolglose Fächer". Die Redensart mit der Rute lautet üblicherweise "jemandem die Rute ins Fenster stellen". In der Presse wurde aus einem einsichtigen Grund - in Schlagzeilen ist der Platz knapp - nicht nur der bestimmte Artikel gekappt, sondern auch jenes Dativobjekt, dem die Rute gelten sollte.

Die nach dieser Subtraktionstätigkeit übrig gebliebene Rumpfformulierung "Wiener Rektor stellt Rute ins Fenster" klingt nicht nur komisch, sie ist auch inhaltlich daneben. Erstens ist ein Rektor kein Krampus. Zweitens liegt der letzte Nikolotag schon so lange hinter bzw. der nächste so weit vor uns, dass die Redensart im März jahreszeitlich deplaziert wirkt. Drittens schließlich könnte sie einige Presse-Leser zu obszönen Visionen verführt haben, zumal ja selbst der Duden eine verbreitete Nebenbedeutung der Rute kennt, bei der diese nicht aus Holz, sondern aus Fleisch gemacht ist.

Zur Entlastung des zuständigen Redakteurs ließe sich sagen, dass nur böse Menschen überhaupt auf den Gedanken kommen könnten, ein Wiener Rektor stelle eine andere als eine metaphorische Rute ins Fenster - ein klassischer Fall von "Honi soit qui mal y pense" also. Trotzdem: All diesen Gefahren ließe sich leicht begegnen. Vielleicht kann der Wiener Rektor beim nächsten Mal nur warnen oder drohen anstatt gleich zur Rute zu greifen.