Bei der Veranstaltung zum Equal Pay Day 2014 ging es nämlich nicht nur um Zahlen, sondern um Wertungen.

Foto: Parlamentsdirektion / Bildagentur Zolles KG / Jacqueline Godany

"Geld ist für mich unheimlich wichtig!" Mit diesem Einstieg in ihre Keynote macht Gabriela Petrovic, Generaldirektorin der Statistik Austria, gleich einmal klar, worum es geht. Bei der Veranstaltung zum Equal Pay Day 2014, zu der Nationalratspräsidentin Barbara Prammer sowie die Business & Professional Women Austria am Dienstag ins Parlament geladen hatten, ging es nämlich nicht nur um Zahlen, sondern um Wertungen.

Dafür steht das Motto "Equal Pay is more than Equal Salary". Auch heuer wird wieder der Equal Pay Day abgehalten, um auf die Gehaltsdifferenz zwischen Frauen und Männern hinzuweisen. "Unsere Berechnung stützt sich auf die Zahlen des Rechnungshofes von 2012 und erfasst die Vollzeitbeschäftigten. Dabei gibt sich eine Differenz von 21,26 Prozent, das entspricht 55 Arbeitstagen", erklärte Christa Kirchmair, die Präsidentin der überparteilichen Plattform Business & Professional Women Austria. So also errechnet sich der 19. März als Equal Pay Day, bis zu dem Frauen gratis gearbeitet haben. "Verzichten Sie nicht auf das Geld, das Ihnen zusteht", so Kirchmair. 

"Man muss mich nicht lieben"

Symbolisch sollte darauf bei der Veranstaltung mit roten Taschen aufmerksam gemacht werden, die für die roten Zahlen stehen, die Frauen machen. Gabriela Petrovic hatte keine rote Tasche dabei, sie hielt sich nicht an den Dresscode. Muss sie auch nicht: "Man muss mich nicht lieben", erklärt sie und gibt den versammelten Frauen den Tipp: "Die Harmoniesüchtigkeit zurückfahren, das ist ein wichtiger Schritt für die Karriere."

Es folgen abermals viele aktuelle Zahlen, und wie so oft liegt die Tücke im Detail. Fest steht: Frauen stellen die Mehrheit im Land (51,2 Prozent) und sie werden älter (statistisch gesehen 81,3 Jahre). Sie sind besser gebildet als Männer, sie machen 56,7 Prozent der Studienabschlüsse. 67,3 Prozent von ihnen im Alter zwischen 15 und 64 Jahren sind erwerbstätig, bei den Männern sind es 77,8 Prozent. Aber, und hier kommt das erste Aber: "Die Teilzeit ist rasant gestiegen", sagt Petrovic, "und zwar von 35,3 Prozent im Jahr 2002 auf 44,9 Prozent." Im europäischen Vergleich hätten nur Deutschland und die Niederlande eine noch höhere Teilzeitquote als Österreich.

Unterschiedliche Gründe für die Teilzeit 

Bemerkenswert seien aber auch die Gründe für die Teilzeit: Bei Frauen liegen sie Großteils in der Betreuung von Kindern oder älteren Angehörigen. Männer hingegen gingen in der Regel zur "Aus- und Weiterbildung" in Teilzeit. "Ich warte auf die Generation, wo es umgekehrt der Fall ist", so Petrovic. 

Bis in die "mittlere Ebene, wie auch immer sie das genau definieren wollen" – seien Frauen mit 53,8 Prozent gut vertreten, dann aber sei Schluss. Nur sieben Prozent der Frauen sind in Führungspositionen. Darüber hinaus werden sie auf allen Ebenen für gleichwertige Arbeit nicht gleich bezahlt. Hier, so Petrovic, könne man sich die Zahlen "mehr oder weniger schönrechnen". Der auf Bruttostunden standardisierte Lohn in der Privatwirtschaft jedenfalls sei bei Frauen um 23,4 Prozent niedriger als bei Männern.

Wie auch immer man die Zahl berechnet, sie divergiert natürlich je nach Sektoren und ob man auf Bruttostunden standardisiert oder nicht – der Tenor der anschließenden Diskussion in Kleingruppen war: Nicht nur auf die Teilzeit fokussieren, wie auch immer gerechnet wird, es bleibt eine Gehaltsdifferenz, die auf nichts anderem beruht als auf dem Geschlecht. Das müsse sich ändern. (Tanja Paar, dieStandard.at, 19.3.2014)