Keine Stadt ist schon eine "Smart City", aber jede will neuerdings eine solche werden. Österreichs Bundeshauptstadt Wien, wo die "smarte" Stadt erst seit etwa drei Jahren ein großes Thema ist, wurde 2012 sogar erstmals im Ranking eines US-amerikanischen Klimastrategen auf Platz eins gereiht. 2013 gab es Platz 4, heuer liegt man wieder unter den Top 3 - hinter Kopenhagen und Amsterdam.

Damit Wien bald wieder ganz vorn zu finden ist, haben Bürgermeister Michael Häupl und Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou kürzlich eine neue "Smart City"-Strategie präsentiert. Unter anderem will man den Autoverkehr bis 2030 fast halbieren und auf dem Gebäudesektor den Energieverbrauch für Heizen, Kühlen und Warmwasser um ein Prozent pro Kopf und Jahr reduzieren.

Doch ist das schon "smart" beziehungsweise: Was soll der Begriff "Smart City" eigentlich genau heißen?

"Smart" ist vieles

Anfangs, in den 1990er-Jahren, war der Begriff stark mit dem vermehrten Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) verbunden. Das war auch die Zeit, als die erste Stadtentwicklungskonferenz "Real Corp" stattfand, nämlich 1996 an der Wiener TU. ",Corp' stand damals für ,computergestützte Raumplanung'", erinnert sich Organisator Manfred Schrenk. "Der Begriff ,Smart City' war noch nicht geboren, aber wir haben damals schon gesagt, dass die Technologie immer wichtiger wird für die Stadtplanung; einerseits ganz simpel als technologische Hilfsmittel für die Planer, andererseits ist aber auch wichtig, wie Technologien den urbanen Raum verändern - durch intelligente Ampelsteuerungen, elektronische Anzeigentafeln usw. Es geht uns also darum, wie Technologie die Stadt formt."

Heute ist der Begriff "Smart City" manchmal nur noch ein reiner Marketingbegriff ohne viel Substanz - was auch der deutsche Stadtplanungsexperte Martin zur Nedden kritisert, es aber für "verkraftbar" hält (siehe Interview unten). Fallweise steht der Begriff heute auch für das ganz allgemeine Bemühen um mehr Nachhaltigkeit und Energieeffizienz.

"Clever Solutions for Smart Cities"

Auf Schrenks Konferenz, die mittlerweile ihre 19. Ausgabe erlebt, ist der Begriff aber jedenfalls nicht mehr wegzudenken. Die heurige "Real Corp" von 21. bis 23. Mai in der WKÖ in Wien steht überhaupt gleich unter dem Generalthema "Plan it Smart: Clever Solutions for Smart Cities".

Dass die Konferenz direkt im Anschluss an die Greet Vienna abgehalten wird, ist kein Zufall: Schrenk wünscht sich nämlich generell mehr Kontakt zur Immobilienwirtschaft. "Das ,Real' in ,Real Corp' steht für ,Real Estate', und wir bemühen uns da seit Jahren um einen Brückenschlag." Stadtplanung und Immobilienentwicklung würden manchmal als zwei komplett verschiedene Dinge dargestellt, sagt Schrenk, "aber letztlich geht das eine nicht ohne das andere". Denn die Immobilienwirtschaft müsse in gleichem Maße Interesse an funktionierenden, lebenswerten Städten haben, wie die Stadtplanung und -entwicklung nicht ohne Investments von privater Seite auskomme. "Und da würde ich es sehr begrüßen, wenn die Planer ein bisschen mehr Ahnung von den Mechanismen hinter dem Immobiliendevelopment hätten und die Immobilienwirtschaft die Mechanismen und Motivationen hinter der Stadtplanung besser verstehen könnte."

Mehr Austausch erwünscht

Kombi-Tickets für beide Konferenzen wurden aufgelegt, die solcherart forcierte gegenseitige Befruchtung ist und bleibt aber überschaubar, sagt Schrenk. "Es sind nicht sehr viele Kombitickets ausgegeben worden. Man kann sie an zwei Händen abzählen."

Wer auf der "Real Corp" hingegen vertreten sein wird, ist die Wissenschaft. Denn letztlich spielt alles zusammen: Die Reduzierung des Autoverkehrs in den Städten hat sehr viel mit Carsharing-Angeboten zu tun, und diese wiederum wären ohne Smartphone-Apps kaum denkbar. Die Forschung an diesen technologischen Helferlein wiederum ist ohne die Fördertöpfe der öffentlichen Hand nicht zu bewerkstelligen - auch wenn die Wirtschaft, wie Schrenk sagt, das Thema "Smart City" mittlerweile ebenfalls entdeckt habe. "Bei der weltgrößten Industriemesse in Hannover gibt's mittlerweile einen eigenen großen Pavillon mit 'Metropolitan Solutions'. Es ist also ein richtiger Hype um das Thema entstanden." (mapu, DER STANDARD, 17.5.2014)