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Österreich wird doch an der Pisa-Studie teilnehmen.

Foto: APA/Jaeger

Wien - Österreich wird nun doch an der Pisa-Studie 2015 teilnehmen. Dem STANDARD liegt ein E-Mail an politische Adressaten vor, in dem Unterrichtsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) wissen lässt, dass in Verhandlungen mit der OECD "eine Lösung gefunden werden" konnte. "Österreich wird 2015 sowohl die Feldtestungen für Pisa (im Frühjahr) als auch die Testungen selbst (im Herbst) durchführen. Die OECD habe diesem Vorgehen zugestimmt. Österreich ist das einzige Land in der OECD, das eine derartige Ausnahmeregelung erhalten hat", heißt es in dem Schreiben der Ministerin.

Laut Bifie-Gesetz muss das Bundesinstitut für Bildungsforschung (Bifie) die internationalen Studien durchführen. Anderenfalls wäre eine gesetzliche Änderung notwendig.

Am Montag will die Ministerin mit Andreas Schleicher, dem "Erfinder" der Pisa-Studie und nun Vizegeneraldirektor der OECD-Bildungsabteilung, dazu "Stellung nehmen". Sie sei jedenfalls "im Sinne der internationalen Vergleichbarkeit unseres Schulsystems sehr froh über die gefundene Lösung", sagte Heinisch-Hosek.

Absage nach angeblichem Datenleck

Die Ministerin hatte ja – entgegen nachdrücklichen Expertenwarnungen – die Teilnahme Österreichs an den in diesem Frühjahr angesetzten Feldtestungen für die nächste Pisa-Studie kurzfristig abgesagt, nachdem im Februar ein angebliches Datenleck im Bifie aufgetaucht war. "Der Schutz und die Sicherheit der Daten von SchülerInnen und LehrerInnen hat für mich oberste Priorität", schreibt sie auch jetzt wieder.

"Ich bin sehr froh, dass wir diese Ausnahmeregelung verhandeln konnten. Österreich wird als einziges Land der OECD sowohl Feldtests als auch Tests im Jahr 2015 durchführen. Und das Jahr 2014 nutzen wir, um das Bifie zu reformieren, hier bleibt es bei dem Teststopp", heißt es in einem Statement aus dem Ministerium.

In der E-Mail, die dem STANDARD vorliegt, betont Heinisch-Hosek: "Klar ist für mich aber auch, dass Pisa zu jenen Testungen gehört, die internationale Standards setzen und die wir im Sinne einer Vergleichbarkeit und weiteren Verbesserung unseres Bildungssystems durchführen sollten." Daher habe sie Verhandlungen mit der OECD geführt, "um an einer gemeinsamen Lösung zu arbeiten, die eine Teilnahmen Österreichs an Pisa 2015 möglich macht".

ÖVP freut sich "sehr"

Die ÖVP begrüßt "sehr", dass Österreich nun doch an der PISA-Studie 2015 teilnimmt. Schule habe für sie "auch mit Leistung zu tun und deswegen ist es wichtig, dass diese Leistungsüberprüfung sichergestellt ist", meinte Bildungssprecherin Brigitte Jank in einer Aussendung.

Der Jugendsprecher der Volkspartei, Asdin El Habbassi, sprach von einem "guten Tag für fakten- und evidenzorientierte Politik". Die Appelle hätten offenbar gewirkt.

Bildungssprecherin Jank deponierte allerdings auch den Wunsch an die Unterrichtsministerin, dass "künftig nicht hinter den Kulissen, sondern gemeinsam mit Experten und Schulpartnern solche gravierende Entscheidungen getroffen werden".

Grünes und pinkes Lob

Die Grünen zollten Heinisch-Hosek Respekt für ihre Entscheidung. "Es ist nicht selbstverständlich, dass eine Ministerin eine falsche Entscheidung zurücknimmt", meinte Bildungssprecher Harald Walser. Er sagte aber auch: Das könne nur der erste Schritt sein, die Ergebnisse der Studie müssten auch ernst genommen werden.

Neos-Klubchef Matthias Strolz reagierte "hoffnungsfroh" und meinte: "Es zeigt auch: wenn man den Druck hoch genug hält, dann ist Bewegung möglich in diesem Land." Er freue sich über Heinisch-Hoseks "Kurswechsel" und werde ihr kommenden Dienstag im Unterrichtsausschuss "persönlich dazu gratulieren", zumal der Antrag der Neos auf "Ermöglichung der Durchführung der PISA-Studie 2015" auf der Tagesordnung des Ausschusses stehe: "Ich gehe davon aus, dass dies der erste Neos-Antrag sein wird, der positiv abgestimmt wird", hofft Strolz. (Lisa Nimmervoll, derStandard.at, 23.5.2014)