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"In meiner Karriere musste ich nie aufs Geld warten. Es liegt daran, dass ich die Klubs vernünftig ausgewählt habe."

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Das Leben des Andreas Ivanschitz verläuft unproblematisch. Er hat das Glück des globalen Magens. "Ich bin keiner, der dreimal in der Woche Wiener Schnitzel braucht." Derzeit ist Paella ernährungstechnisch die absolute Nummer eins, das liegt daran, dass Ivanschitz in Valencia beim spanischem Mittelständler Levante kickt. "Ich habe gelernt, mich anzupassen. Deshalb habe ich mich nirgendwo als Ausländer gefühlt. Ich wurde auch nie so behandelt." Der 30-jährige Burgenländer aus Baumgarten war zuvor in Griechenland (2006 bis 2009) und Deutschland (2009 bis 2013) beschäftigt. Seine Arbeitgeber hießen Panathinaikos Athen und Mainz 05. Zumindest bis 2015 wird er von Levante bezahlt. Übrigens pünktlich. "In meiner Karriere musste ich nie aufs Geld warten. Es liegt daran, dass ich die Klubs vernünftig ausgewählt habe. Ich bin einer, der genau überlegt, was er tut, wohin er geht."

Berufsfußballer seien privilegiert. "Die Leute im Verein schauen darauf, dass du dich rasch einlebst. Sie stellen Sprachlehrer zur Verfügung, suchen dir ein Haus oder eine Wohnung. Sie helfen bei jedem Handgriff. Aus eigenem Interesse. Sie wollen ja, dass du auf den Fußballplatz sofort Leistung bringst."

Ein ganz normaler Arbeiter, der ins Ausland übersiedelt, müsse sich um alles selbst kümmern. "Sogar um die eigene Integration." Eine Fußballmannschaft sei ein vorgegebenes, soziales Gebilde. "Du findest Anschluss und Freunde, es sind ja Spieler aus vielen Nationen im Kader." In dieser leicht künstlichen, zusammengewürfelten Welt "ist Intoleranz kein Thema. Möglicherweise sind Fußballer tatsächlich die toleranteren Menschen." Wobei Ivanschitz davon ausgeht, "dass ich auch als Mathematiklehrer oder Mechaniker keine Vorurteile hätte. Das liegt nicht am Beruf, sondern an der Erziehung und Einstellung."

In Griechenland hat er das "Offenherzige" an den Menschen geschätzt. Die Fans seien "leidenschaftlich" gewesen. "Leider waren sie teilweise gewalttätig." Zum wirtschaftlichen Crash kam es erst nach der Ära Ivanschitz, es besteht natürlich kein innerer Zusammenhang. "Ich kann nicht einschätzen, wie die Lage heute ist. Zu meiner Zeit schien die griechische Welt in Ordnung zu sein."

Deutschland zu erklären sei müßig. "Es gab, nona, kein Sprachproblem. Das war speziell für meine Frau und unsere beiden Kinder eine Erleichterung." Als Fußballer habe ihm imponiert, "dass die Stadien stets bummvoll waren. Vielleicht ein Ausdruck des Wohlstands."

In Spanien liegt die Jungendarbeitslosigkeit bei rund 50 Prozent. "Es ist schlimm, ich kriege das aber nicht direkt mit. Die Menschen wirken auf mich trotzdem ruhig und herzlich, sie denken positiv." Für ihn, Ivanschitz, sei es prägend, "gegen Mannschaften wie Real Madrid oder Barcelona spielen zu dürfen". In Deutschland waren es die Bayern oder Dortmund. "Ich habe es nicht in diese ganz großen Teams geschafft. Aber ich bin mit ihnen auf demselben Platz gestanden." Als "Zuhause" bezeichnet der 67-fache Internationale das Burgenland, der Heimatverein wird immer Rapid bleiben. "Nach Wien führten mich meine ersten Reisen."

Europa habe jedenfalls den persönlichen Horizont erweitert. Frankreich würde Andreas Ivanschitz gerne näher kennenlernen. "Die Europameisterschaft 2016 wäre der ideale Anlass." (Christian Hackl, DER STANDARD, 24.5.2014)