Unterrichtsministerin Gabriele Heinisch-Hosek und Pisa-Chef Andreas Schleicher sind sich sicher: Die Pisa-Studie findet 2015 statt.

Obwohl Unterrichtsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) das Problem der Datensicherheit am Bundesinstitut für Bildungsforschung (Bifie) bis zum Jahr 2015 lösen will, bleibt der Volksschultest TIMSS abgesagt. Für die Pisa-Studie hat das Ministerium eine Lösung gefunden, die Feldtestungen werden auf das Frühjahr 2015 verschoben. Für TIMSS gibt es keine derartigen Bemühungen.

"Der Fokus liegt auf Pisa", erklärt eine Sprecherin im Gespräch mit derStandard.at. Bei TIMSS werden Schüler der vierten Klasse Volksschule in Naturwissenschaften und Mathematik getestet. Verantwortlich dafür ist die Forschungsgemeinschaft IEA. Ursprünglich hatte Heinisch-Hosek die Bildungstests aufgrund eines vermeintlichen Datenlecks beim Bifie abgesagt. Da Pisa nun doch stattfinden kann, kann die Datensicherheit eigentlich kein Grund für die Absage von TIMSS sein.

"Konzentration auf wichtige Tests"

Auch das knappe Budget ist laut der Sprecherin der Ministerin nicht dafür verantwortlich. Vielmehr geht es Heinisch-Hosek wohl darum, generell weniger Bildungstests durchzuführen. Es gebe einfach wichtige und weniger wichtige Tests, erklärt ihre Sprecherin: "Pisa gehört dazu, andere Tests nicht." Bei der jüngsten TIMSS-Studie aus dem Jahr 2011 haben sich die österreichischen Volksschüler in Mathematik leicht verschlechtert. Die Ministerin bekenne sich zu internationalen Bildungsstudien, die Pisa-Studie sei dabei die Benchmark, so die Sprecherin von Heinisch-Hosek. Bei Pisa würde auch umfassend getestet und etwa nicht nur Mathematik-Kenntnisse.

Pisa im Oktober

Die Pisa-Studie wird in Österreich im Oktober 2015 stattfinden. Die Durchführung der Studie ist nur möglich, weil die OECD zulässt, dass die dafür nötigen Feldtestungen nicht wie vorgesehen im April 2014, sondern erst im Frühjahr 2015 stattfinden. "Das ist eine auf Österreich zugeschnittene Lösung", erklärte Andreas Schleicher, Leiter der Pisa-Studie bei der OECD, bei einer Pressekonferenz mit Heinisch-Hosek.

Bereits seit dem Tag der Absage der Studie seien intensive Verhandlungen über eine andere Lösung geführt wurden, wie Schleicher und die Ministerin erklärten. Davon war allerdings in der Öffentlichkeit nie die Rede, Heinisch-Hosek hatte mehrmals in Interviews ausgeschlossen, dass die Pisa-Studie doch noch stattfinden kann.

"Vertrauen in Bifie"

Die OECD hat nun das Zeitfenster für die Feldtestungen in Österreich angepasst. Sie werden im März und April 2015 durchgeführt, der Haupttest findet im Oktober 2015 statt. Der Großteil der teilnehmenden Länder wird dann die Pisa-Studie schon abgeschlossen haben, dort findet der Haupttest bereits im Frühjahr statt, wie dies eigentlich auch für Österreich geplant war. "Österreich ist aber nicht das letzte Land, auch Großbritannien testet erst im Herbst", erklärte Schleicher.

Der Koordinator der Studie ist überzeugt davon, dass die kurze Zeit zwischen Feldtests und Haupttest ausreichen wird. "Das ist sehr anspruchsvoll, aber es ist möglich." Er habe völliges Vertrauen in das Bifie, das den Test durchführen wird. "Die OECD hätte auch keine Ausnahmegenehmigung erteilt, wenn es irgendwelche Zweifel daran gegeben hätte."

TÜV-Test bis Ende des Jahres

Das Bifie war nicht nur wegen eines angeblichen Datenlecks in die Kritik geraten, sondern auch deshalb, weil es Probleme bei den Schulversuchen zur Zentralmatura gegeben hat. Die Direktoren des Bifie sind deshalb vor rund zwei Wochen zurückgetreten. Das Bifie wird nun bis Ende des Jahres von Experten des TÜV-Austria überprüft. Die Zeit zwischen dem Ergebnis dieser Prüfung und den Feldtests zur Pisa-Studie reiche aus, versicherte Unterrichtsministerin Heinisch-Hosek. Selbst wenn Probleme beim Bifie festgestellt würden, finde die Pisa-Studie "in jedem Fall" statt.

Neue Stichprobe

Wegen der Verschiebung des Tests wurde auch die Stichprobe geändert. Im Oktober 2015 werden andere Schüler getestet, als es bei einem Feldtest im Frühjahr der Fall gewesen wäre. Das Zeitfenster für den Geburtstag der Schüler wurde nach hinten verlegt, damit sie mit den Schülern der anderen Staaten vergleichbar sind. Durch den späteren Termin des Haupttests wären die Schüler der früheren Stichprobe schon länger im Schulsystem gewesen, als jene der anderen Länder. Außerdem wurde sichergestellt, dass kein Schüler sowohl am Feld- als auch am Haupttest teilnimmt.

Die neue Pisa-Studie wird im Dezember 2016 präsentiert. Die österreichischen Ergebnisse werden dann auch mit jenen der Vorjahre vergleichbar sein, versicherte Schleicher. (lai, derStandard.at, 26.5.2014)