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Thomas Piketty (43)

Foto: Reuters/Platiau

Ein wenig wirkt Thomas Piketty wie der sympathisch lächelnde Assistent des bedeutenden Professors. Dabei fokussiert sich das intellektuelle und ökonomische Interesse gleich zweier Kontinente auf den französischen Ökonomen. Thomas Piketty ist ein Star in Europa und den USA, da kann die Financial Times an seinen Daten zweifeln, so viel sie will - er selbst empfindet die Kritik an seinem Werk ohnehin nur als "lächerlich".

Pikettys 1000-Seiten-Schmöker Das Kapital im 21. Jahrhundert wird so oder so weiterhin die Bestsellerlisten anführen. Starökonom Paul Krugman adelte das Buch als "echten Gezeitenwechsel". Präsident Barack Obama soll seine Wirtschaftsberater vergattert haben, bei Piketty-Gastauftritten zuzuhören. Der Guardian verglich ihn mit Milton Friedman - nur auf der anderen Seite.

Aus seiner politischen Einstellung macht der 43-Jährige kein Hehl. Im Präsidentschaftswahlkampf 2007 beriet er die sozialistische Kandidatin Ségolène Royal, er schreibt regelmäßig in der Libération. Seine wissenschaftliche Vita ist untadelig, Piketty hat in London und Paris studiert und hatte einen Lehrauftrag am Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Boston.

Nun kam er mit seiner eingängigen These wohl zur rechten Zeit. Die lautet: Das Privatvermögen wächst stärker als die Wirtschaft. Dadurch wächst die Kluft zwischen Arm und Reich. Der Staat muss endlich gegensteuern. Das kommt bei vielen Menschen diesseits und jenseits des Atlantiks gut an.

Das korreliert perfekt mit dem uneitlen Auftreten des Franzosen, den Joseph Stiglitz eine "liebenswerte Person mit Humor" nennt. Piketty sitzt immer noch in einem winzigen Büro im Quartier Latin. Vor der Tür prangt das hochtrabende Schild mit der Aufschrift "Paris School of Economics", die er 2007 im Auftrag des damaligen konservativen Premierministers Dominique de Villepin gegründet hat.

Privat gibt er wenig von sich preis. 1971 wurde er in Clichy als Kind ehemaliger Trotzkisten geboren. Seine Eltern züchten heute in Südfrankreich Ziegen. Er selbst hat drei Kinder. Mit wem er liiert ist, darüber schweigt er sich aus - was französische Klatschblätter zu allerlei Spekulationen verleitet. Von der Schriftstellerin und sozialistischen Abgeordneten Aurélie Filippetti ist Piketty seit 2009 getrennt. Im Zuge der Trennung wurden Gewaltvorwürfe laut - was Filippetti später mit einer Entschuldigung dementierte. Damit war die Weste des freundlichen Weltverbesserers wieder ziemlich weiß. (Petra Stuiber, DER STANDARD; 29.5.2014)