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Der Comedian Bassem Youssef gibt seine Satiresendung auf.

Foto: AP Photo/Amr Nabil

US-Entertainer Jon Stewart über die Vorwürfe gegen seinen Kollegen Bassem Youssef. Darunter: Beleidigung des Präsidenten und Verleumdung des Islam.

Comedy Central

Am Ende wurde trotzdem gelacht – auch wenn das vorher Gesagte nicht lustig war. Am Montag dieser Woche hat der ägyptische Comedian Bassem Youssef bekanntgegeben, er werde seine Sendung nicht mehr weiterführen. "Das derzeitige Klima in Ägypten lässt ein Satireprogramm nicht zu. Ich bin den dauernden Kampf leid und fürchte um meine Sicherheit sowie die meiner Familie und meiner Umgebung", sagte Youssef vor Journalisten in Kairo.

Seine Sendung "El Bernameg" (Das Programm) war schon seit Ende Mai nicht mehr ausgestrahlt worden. Zu stark sei der Druck auf den panarabischen Sender MBC geworden, der Youssefs Show vor einigen Monaten in sein Programm genommen hatte. Das Netzwerk hatte Youssef einen Sendeplatz angeboten, nachdem er vergangenen November von seinem Arbeitgeber auf die Straße gesetzt worden war. Damals hatte er in seiner Show die beginnende "Sisi-Mania" in seinem Land aufs Korn genommen.

Mehr als ein Witzeerzähler

Der ausgebildete Herzchirurg begann im März 2011, kurz nachdem die Massenproteste auf dem Tahrir-Platz zur Absetzung von Langzeitpräsident Hosni Mubarak geführt hatten, satirische Clips auf Youtube hochzuladen. Sechs Monate später hatte er seine eigene Sendung.

Als seine Vorbilder nannte Youssef die US-Entertainer Jon Stewart und Steven Colbert. Youssef war in seiner Show immer mehr als ein Witzerzähler, er kommentierte die politischen Ereignisse in Ägypten süffisant und ohne Rücksicht auf die Machtverhältnisse. Auch Mohammed Morsi, der 2012 zum Präsidenten gewählt wurde, und die Muslimbruderschaft bekamen ihr Fett ab. Ein Novum in Ägypten, wo öffentliche Kritik am Staatsoberhaupt lange Zeit ein Ding der Unmöglichkeit war.

Präsidentenbeleidigung

Interventionen gegen seine Sendung begannen schon mit der Machtübernahme von Morsi im Jahr 2012. Im März 2013 ordnete der ägyptische Generalstaatsanwalt Youssefs Festnahme an. Die Vorwürfe gegen den Comedian: Präsidentenbeleidigung, Verleumdung des Islam und die Verbreitung falscher Behauptungen, die die öffentliche Ordnung gestört haben sollen. Nach einer fünfstündigen Vernehmung wurde er gegen eine Kaution von umgerechnet 1.700 Euro wieder freigelassen. Das Vorgehen gegen Youssef wurde international zum Thema - auch in Jon Stewarts "Daily Show".

Während der Absetzung Morsis und der anschließenden Verfolgung der Anhänger der Muslimbruderschaft Mitte 2013 war Youssef gerade auf Sommerurlaub. Nach dieser Auszeit, die auch durch den Tod seiner Mutter verlängert wurde, kehrte er im Oktober wieder auf die mediale Bühne Ägyptens zurück und teilte weiterhin nach allen Seiten aus. Liberale Kräfte, die Muslimbrüder oder der neue Mann an der Staatsspitze, Abdelfattah al-Sisi, sie alle waren Ziel seiner satirischen Spitzen.

Im November, nachdem Youssef erneut sowohl die alte Regierung Morsi als auch den damaligen Militärchef Sisi scharf attackierte, stoppte CBC die Ausstrahlung der Show. Youssef musste den Sender wechseln, um weitermachen zu können.

Wechsel ins Ausland keine Option

Unter dem neuen Machthaber Sisi sieht er nun keine Chance mehr. Auch auf Youtube ausweichen will er nicht, denn die Werbeeinnahmen könnten die Kosten der mittlerweile professionell produzierten Sendung nicht decken. Angebote, ins Ausland auszuweichen, von denen es nach seinen Angaben einige gab, lehnt er ebenfalls ab, weil die Show "nach Ägypten gehört".

Am Ende der Bekanntgabe seines Rückzugs ließ Youssef sein Talent noch einmal aufblitzen: "Wir leben in einer Zeit der blühenden Demokratie. Und falls jemand etwas anderes behauptet: Schneidet ihm die Zunge heraus!" (mka, derStandard.at, 5.6.2014)