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Wer im Alter seine Kaufkraft nicht verlieren will, braucht einen Ausgleich zur staatlichen Pension. Die Lücke zum Letzteinkommen kann groß sein.

Foto: dpa / Andreas Altwein

Wien – Mit der Nachreichung diverser Daten (vom Maturazeugnis über Studienbelege bis zu Nachweisen über geleistete Arbeitszeiten) haben jene 5,1 Millionen Österreicher, für die ein Pensionskonto eingerichtet wurde, die erste Hürde hinter sicher. Derzeit flattern die Briefe diesen 5,1 Millionen Menschen mit der Information, wie hoch die aktuelle Pension (per Ende 2013) ist, ins Haus.

Dass diese derzeitige Pensionshöhe vielerorts für einen Schock sorgen werde, glaubt Franz Meingast, Mitglied im Vorstand der Uniqa, zwar nicht. "Einen Aha-Effekt wird es aber öfters geben", sagt Meingast zum STANDARD. Für viele werde mit dem Blick auf das Pensionskonto wohl klar, "dass sich die bisherige persönliche Erwartungshaltung nicht erfüllt", sagt Meingast.

Jedenfalls ist das Interesse der Österreicher an ihrer aktuellen Pensionshöhe hoch, zeigt eine Umfrage von Marketagent.com. Demnach wollen 77,5 Prozent der Österreicher die Einschau in das Konto nutzen, knapp 15 Prozent zeigen sich diesbezüglich unentschlossen, 7,9 Prozent sagen "Nein". In der "Weiß nicht"-Gruppe sind die 18- bis 20-Jährigen am unentschlossensten, die ja auch noch nicht viel angesammelt haben.

Warnung vor Fehleinschätzung

20,3 Prozent geben in der Umfrage an, dass sie glauben, dass ihre spätere Pension um 21 bis 30 Prozent unter dem letzten Einkommen liegen wird. Meingast sieht hier eine Fehleinschätzung: "Die Lücke wird wohl bei rund 40 Prozent liegen." In der Studie geben 18,3 Prozent an, dass sie glauben, dass ihre Lücke im Bereich von 31 bis 40 Prozent liegen wird. Die drittgrößte Gruppe (19,5 Prozent) geht gar von einem Minus von 41 bis 50 Prozent aus.

In Summe glaubt Meingast, dass die Einschau in das Pensionskonto die Wahrnehmung für die Wichtigkeit der zweiten (betrieblichen) und dritten (privaten) Vorsorgesäule erhöhen werde. "Wenn man seinen Lebensstandard halten will, führt an der privaten Vorsorge kein Weg vorbei", sagt Meingast. Assekuranzen gehen jedenfalls davon aus, dass durch das Pensionskonto die Lebensversicherung als Vorsorgeprodukt einen Aufwind erfahren werde. Dass diese wegen des auf 1,5 Prozent gesunkenen Garantiezinses an Attraktivität leide, lassen die Versicherer nicht gelten. Schließlich hätte es noch nie Ausfälle gegeben, "jede Leistungszusage konnte bisher erfüllt werden", sagt Manfred Rapf, Vorsitzender der Sektion Lebensversicherung im Versicherungsverband und Vorstand der S-Versicherung.

Modell "Verrentung"

Meingast rät, beim Abschluss einer Lebensversicherung jedenfalls das Modell "Verrentung" zu wählen, um sich die aktuelle Rententafel abzusichern. Wolle man später doch einen Einmalerlag, sei das auch möglich. Entscheidet man sich aber erst später für die Verrentung, werde eine andere Rententafel herangezogen.

Bei der aktuellen Zustellung der Briefe von der Pensionsversicherungsanstalt (PVA) bleibt noch zu hoffen, dass die Zugangsdaten für das Pensionskonto wirklich dort ankommen, wo sie sollen. Dass das in einigen Fällen nicht der Fall ist, hat die "ZiB 2" kürzlich berichtet. Mit der Information, dass fremde Daten bei anderen Bürgern landen, konfrontiert, hieß es von der PVA lediglich: "Ja, das kann passieren." Hintergrund sei, dass etwa Personen, die ins Ausland verzogen sind und keine neue Adresse hinterlassen haben, unter der alten Adresse geführt werden. Da es sich bei den Daten zum Pensionskonto um "Mitteilungen" handle und nicht um "Bescheide", würden diese nicht eingeschrieben verschickt, heißt es dazu aus der PVA. (Bettina Pfluger, DER STANDARD, 10.6.2014)