In den 1970er-Jahren gestartet, gibt es heute in ganz Wien 17 Standorte der "Gebietsbetreuung".

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Wenn in Wien Stadtteile revitalisiert werden, werden auch die Bewohner des jeweiligen Grätzels eingebunden. Zumindest ist dies seit inzwischen 40 Jahren der Fall, wie Wohnbaustadtrat Michael Ludwig (SPÖ) am Dienstag in der Bürgermeister-Pressekonferenz berichtete. Erstmals erprobt wurde die "Sanfte Stadterneuerung" 1974.

Zu erneuern gab es durchaus einiges: Laut Ludwig waren die Gründerzeitviertel Anfang der 1970er-Jahre großteils abgewohnt. Von den rund 700.000 Wohnungen verfügten 300.000 über kein fließendes Wasser bzw. WC - entsprachen also der Kategorie Substandard. Die mehr oder weniger verfallende Stadt verlor stetig Einwohner.

Einbindung der Bewohner

Auch erste Ansätze von großflächigen Sanierungen zeigten mitunter problematische Auswirkungen. Erneuerungen im Fiakerviertel in Erdberg, im Lichtental im Alsergrund, im Blutgassenviertel in der City sowie am Spittelberg sorgten dort zwar für neuen Glanz, oft aber auch für neue Mieter - da sich die alten die Wohnungen nicht mehr leisten konnten. Unter Bürgermeister Leopold Gratz (SPÖ) startete 1974 in Ottakring die erste Renovierung mit Einbindung der Bewohner. Im betroffenen Bereich zwischen Ottakringer Straße, Eisnergase, Thaliastraße und Lambertgasse war ein Info-Bus unterwegs. Später wurde dort auch die erste Gebietsbetreuung (von inzwischen 17 Standorten, Anm.) als Anlaufstelle für Anrainer eingerichtet.

Es sei damals erkannt worden, dass auch der gesellschaftspolitische Aspekt bei der Stadterneuerung von großer Bedeutung ist. "Wir versuchen, auch die soziale Dimension mitzudenken und die Gentrifizierung hintanzuhalten", beteuerte Ludwig. Hilfe vom Gesetzgeber gab es ebenfalls: Im selben Jahr trat das Stadterneuerungsgesetz mit den ersten bundesweit geltenden Richtlinien in Kraft.

40.000 Substandardwohnungen

Was folgte, waren vergleichbare Aktivitäten in den Stadtvierteln Gumpendorf, Ulrichsberg, Himmelpfortgrund, Meidling-Wilhelmdorf, Währing und Storchengrund. 1984 wurde der Wiener Bodenbereitungs- und Stadterneuerungsfonds ins Leben gerufen - der heute unter "wohnfonds-wien" fungiert. Er ist die zentrale Koordinierungs- und Förderstelle für private Hauseigentümer. Diese können bei Bauvorhaben nämlich mit städtischer Unterstützung rechnen.

Allerdings: Sie müssen sich 15 Jahre verpflichten, die Mieten nicht zu erhöhen. Laut Stadt konnten viele, aber nicht alle Hauseigentümer von diesem Angebot überzeugt werden. Damit sind auch die Substandardwohnungen noch nicht ausgestorben - auch wenn von den einst 300.000 heute nur noch rund 40.000 übrig geblieben seien - drei Prozent des gesamten Wohnungsbestands.

Die Schwerpunkte in Sachen Stadterneuerung haben sich ohnehin verlagert. Zum einen gelte es, neue und alte Stadtteile zu verbinden, zum anderen würden ökologische Maßnahmen - etwa thermisch-energetische Sanierungen - immer wichtiger, wurde  betont. (APA/red, derStandard.at, 10.6.2014)