Der Hernalser Elterleinplatz, bisher lediglich Straßenbahnhaltestelle, wird bald zur U-Bahn-Station.

Foto: Wiener Linien/Johannes Zinner

Der Plan des künftigen U5/U2-Kreuzes.

Karte: Österreichisches Institut für Raumplanung/wien.gv.at

Die kommenden Ausbaustufen des öffentlichen Verkehrs in Wien.

Karte: Österreichisches Institut für Raumplanung/wien.gv.at

Wien - Lange wurde diskutiert und spekuliert, jetzt ist der Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel in Wien fix. Die U-Bahn-Linie U2 wird künftig über Neubaugasse, Bacherplatz und Matzleinsdorfer Platz bis zum Wienerberg gehen. Die U5 fährt vom Karlsplatz über das Alte AKH bis zum Elterleinplatz. Das gaben Finanzstadträtin Renate Brauner (SPÖ) und Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) am Freitag bekannt; und waren darum bemüht, Einigkeit zu demonstrieren: "Wir - die rot-grüne Regierung - stehen hier gemeinsam."

So wird das U-Bahn-Netz in seiner Gesamtheit aussehen.
Karte: Österreichisches Institut für Raumplanung/wien.gv.at

Passend zum Tagesprogramm wurde das Öffi-Paket, das auch den Ausbau mehrerer Straßenbahnlinien beinhaltet, während einer Ringrunde in einer Bim vorgestellt. Von der stickigen Luft und dem Ruckeln der umfunktionierten Straßenbahn ließen sich die beiden Vizebürgermeisterinnen nicht beirren.

Ziel des Öffi-Pakets sei es, einerseits stark frequentierte und überlastete Linien wie U3 und U6 sowie 13A, 43 und 6 zu entlasten - diese seien bereits am Ende ihrer Kapazität -, aber auch neue Stadtteile und Stadtentwicklungsgebiete zu erschließen.

Zustimmung vom Bund zur Kostenteilung

Der Ausbau wird in zwei Stufen erfolgen. In der ersten Bauphase, die 2018 beginnen soll, wird die U2 vom Rathaus in Richtung Neubaugasse, Pilgramgasse, Bacherplatz und schließlich Matzleinsdorfer Platz verlängert. "Wir haben uns nach einer Kosten-Nutzen-Rechnung für diese Variante und gegen die Führung über den Bahnhof Meidling entschieden", sagte Vassilakou. Die neue U5 wird dagegen im ersten Schritt vom Rathaus zur neuen Station Frankhplatz/Altes AKH ausgebaut. Beide neuen Strecken, die insgesamt laut Brauner etwa eine Milliarde Euro kosten werden, sollen ab 2023 befahren werden.

Mit ein Grund für die U2-Entscheidung: das Stadtentwicklungsgebiet Wienerberg. Denn in der zweiten Ausbaustufe soll die U2 vom Matzleinsdorfer Platz über die Gußriegelstraße bis zum Wienerberg fahren. Für die U5 ist dagegen eine Weiterführung über Arne-Carlsson-Park und Michelbeuern-AKH bis zum Elterleinplatz vorgesehen. Dieser zweite Schritt wird ebenfalls mit einer Milliarde Euro zu Buche schlagen.

"Wir haben für dieses richtungsweisende Zehnjahrespaket lange diskutiert und viel vorbereitet", sagte Brauner. Nun wolle man mit dem fixen Konzept so schnell wie möglich mit dem Bund in Verhandlungen treten: „Wir fangen in fünf Minuten zum Verhandeln an“, formulierte Brauner überspitzt. Denn erst wenn der Bund, der die Hälfte der Kosten tragen wird, ebenfalls zustimmt, kann tatsächlich mit Planung und Bau begonnen werden. "Es gab schon positive Signale", so Brauner.

Die Wiener ÖVP zeigt sich darüber wenig begeistert: Landesparteiobmann Manfred Juraczka kritisierte in einer Aussendung die Vorgehensweise der Stadträtinnen: "Leider bringt die hundertste Ankündigung, nun aber wirklich mit den Gesprächen zu beginnen, Wien keinen Schritt weiter."

"Dass die U5 in der ersten Stufe als 'Liliputbahn' mit einem 'Wurmfortsatz' vom Rathaus zum Alten AKH geführt wird, kann wohl nicht der verkehrspolitischen Weisheit letzter Schluss sein", sagte er außerdem. Statt weitere Ankündigungspressekonferenzen abzuhalten, solle man lieber erst Verhandlungen mit "substanziellen Ergebnissen" mit Bund und ÖBB führen.

Nutzer sollen Farbe wählen

Noch geklärt werden muss, welche Farbe die neue U5 bekommen wird. Wie schon bei der neuen Öffi-Stimme sollen dazu die Wiener befragt werden. Über eine Online-Abstimmung wird man sich für eine Linienfarbe entscheiden können.

"Es ist kein Entweder-oder, wir brauchen alle Öffis", erklärte Brauner. Daher ebenfalls Teil des Öffi-Pakets: 18 neue Straßenbahnkilometer. "Damit wollen wir nicht nur die neuen Stadtteile erschließen, sondern auch Tangentialverbindungen in Wien stärken und Lücken schließen", meinte Vassilakou. Schon fixiert sind die Erweiterungen der Routen des O-Wagens, der ab 2018 das Gelände des Nordbahnhofs befahren wird, und des D-Wagens, der ab 2019 den neuen Hauptbahnhof bis hin zur Gudrunstraße durchqueren wird.

Geplant ist zudem eine "Wienerbergtangente", die zunächst ab 2017 mit einem durchgehenden Buskorridor für den 15A beginnt. Danach soll die Strecke in eine Trasse für eine Straßenbahnlinie 15 umgewandelt werden - die Arbeiten sollen laut Verkehrsstadträtin spätestens dann abgeschlossen sein, wenn auch die U-Bahn am Wienerberg ankommt. Die zweite Stadttangente wird ins Donaufeld führen. Mit der Verbindung zwischen Fultonstraße und der U1-Station Kagran sollen auch der 21. und der 22. Bezirk näher zusammenrücken.

Verlängerung des 67er angedacht

Derzeit tüfteln die Stadtplaner auch an der Erschließung weiterer Stadtentwicklungsgebiete: Die Bim-Linie 67 soll über den Reumannplatz und Monte Laa zur Siedlung Süd-Ost verlängert werden. Die Linie 25 soll hingegen die südliche Seestadt Aspern an den Verkehr anbinden. Hier ist eine Erweiterung durch die Seestadt bis zur Station Aspern-Nord vorgesehen. "Insgesamt wird das Straßenbahnpaket etwa 350 bis 400 Millionen Euro kosten", sagte Vassilakou.

Auch das Schnellbahnsystem soll laufend verbessert werden. Man befinde sich in permanenten Gesprächen mit den ÖBB, erklärte Brauner. Am schnellsten wird den Wienern allerdings eine Buslinie das Leben erleichtern. Ab 2015 fährt der 80A vom Praterstern über die U3-Station Schlachthausgasse direkt in das neue Media Quarter Marx. (APA/cmi, derStandard.at, 27.6.2014)