Es hat was Pharisäerisches, so die Studienautoren der Universität Bergen (Norwegen) zu ihren aktuell veröffentlichten Untersuchungsergebnissen zum Nutzungsverhalten von sozialen Medien während der Arbeitszeit.

Denn während Vorgesetzte dem privaten Surfen - ganz allgemein und dem ihrer Mitarbeiter im speziellen - während der Arbeitszeit gegenüber negativ eingestellt sind, stellten die Forscher nun fest, dass genau sie es sind, die in der Arbeit am meisten für private Zwecke surfen.

Mehr Arbeit gegen privates Surfen

Mehr noch: Aus Befürchtung, die Produktivität ihrer Mitarbeiter könnte aufgrund privater Social-Media-Nutzung sinken, befrachten sie diese gerne auch mit noch mehr Arbeit. Motivation wäre an dieser Stelle angebrachter als Überbelastung, so die Studienautoren im Nachsatz.

Warum aber surfen gerade Chefs während der Arbeitszeit so viel auf sozialen Plattformen? Den Forschern zufolge dürfte das daran liegen, dass Manager lange Arbeitstage mit dem Privatleben in Einklang bringen müssen und wollen - und zudem auch weniger negative Konsequenzen fürchten bzw. zu fürchten haben. Wer sollte es ihnen auch untersagen? Ein Ergebnis, das unter Umständen auch widerspiegle, dass Menschen mit hohem sozioökonomischen Status nicht so viel Angst davor haben, ihren Job zu verlieren, heißt es weiter.

Karriere über Social Media vorantreiben

Vermutet wird auch, dass besonders Menschen in "gehobenen Positionen" via Social Media eher versuchen ihre Karriere weiter voranzutreiben. In der Studie, an der 11.000 norwegische Probanden beteiligt waren, wurden aber nicht nur Manager als Viel-Surfer identifiziert. So seien besonders jüngere Single-Männer während der Arbeitszeit privat auf Social Media Plattformen unterwegs, heißt es. Soziale Medien übernehmen hier eine wichtigere soziale Funktion als für Menschen in Beziehungen, heißt es weiter.

Nicht zuletzt lassen die Forscher der UiB nicht unerwähnt, dass die Ansicht, privates Surfen während der Arbeitszeit senke die Produktivität, nicht in Stein gemeißelt sei. Dazu gebe es widersprüchliche Forschungsergebnisse. So lassen andere Untersuchungen vermuten, dass privates Surfen den Kopf eher frei mache und so die Produktivität auch steigere. (red, derStandard.at, 2.7.2014)