Hartmut Esslinger ist ein beeindruckender Mann. Zig Millionen Menschen kommen täglich mit von ihm gestalteten Produkten in Berührung. Er designte für Sony, Olympus, Lufthansa, 3M, Louis Vuitton und Windows ebenso wie für Apple. Über das Design seiner frühen Entwürfe in Sachen Apple ist ein Buch herausgekommen.

Macintosh SE (Redesign) 1983-1984
Foto: Hartmut Esslinger & frog team, Dietmar Henneka

Es beschreibt aber auch die Geschichte der Zusammenarbeit von Steve Jobs und Hartmut Esslinger, die im Jahre 1982 startete. Damals begann Jobs zu erkennen, wie groß das strategische Potenzial sein kann, wenn man auf das richtige Design setzt. In Esslinger, dem aus Deutschland stammenden Gründer des berühmten Designbüros Frog, fand er den richtigen Partner.

Studie Apple Flip Phone 1983
Foto: Hartmut Esslinger & frog team

Seine erste Begegnung mit Jobs beschreibt Esslinger, den das Magazin "Business Week" einmal den einflussreichsten Industriedesigner der amerikanischen Szene seit den 1930er-Jahren nannte, folgendermaßen: "Ich lernte Steve dann Anfang 1982 in seinem (damals) sehr bescheidenen Hauptsitz in Cupertino kennen. Der Besucher vor mir kam in einem sehr formellen Anzug aus dem Büro, was mich ein wenig verunsicherte, denn ich trug Jeans, Sneakers und ein T-Shirt. Aber als Steve herauskam, um mich in sein kleines Vorstandsbüro zu bitten, sah ich, dass sein T-Shirt sogar noch ausgewaschener war als meines. Als ich mich nach dem Besucher vor mir erkundigte, lachte Steve und sagte: 'Das war Gouverneur Jerry Brown – er sucht einen Job.' So war das Eis gebrochen."

BabyMac 1985
Foto: Hartmut Esslinger & frog team

Das Buch mit seinen mehr als 400 Abbildungen ist ein Muss für jeden Apple-Fan, der nicht nur auf ein Wiedersehn mit alten Design-Bekannten aus ist, sondern auch Apple-Entwürfe beäugen möchte, mit denen es das Entwerferschicksal nicht so gut meinte wie mit Esslingers Apple IIC, den das "Time"-Magazin seinerzeit zum "Design of the year" wählte.

Tablet Computer 1982
Foto: Hartmut Esslinger & frog team

Esslinger, der von 2005 bis 2011 auch Design an der Industrial-Design-Klasse der Wiener Universität für angewandte Kunst lehrte, erzählt die Geschichte der Zusammenarbeit aus seiner Sicht und räumt dabei auch mit zahlreichen Mythen auf. Neben den wunderbaren Bildern und der von Esslinger sehr persönlich dargestellten Geschichte kann das Buch allerdings noch etwas. Es zeigt generell auf, was Design kann, wenn man seinen Stellenwert erkennt und es nicht nur als behübschende Hülle wahrnimmt. Und diesbezüglich gibt es gerade hierzulande noch einiges nachzuholen. Oder, wie es Hartmut Esslinger in einem RONDO-Interview einmal formulierte: "Ein chinesischer Staatssekretär sagte mir: 'China ist in Sachen Design ein Entwicklungsland. Österreich auch. Aber die Österreicher wissen es nicht.'" (Michael Hausenblas, derStandard.at, 9.7.2014)

Foto: www.arnoldsche.com

Hartmut Esslinger
Genial einfach
Die frühen Design-Jahre von Apple
Verlag Arnoldsche Art Publishers
296 Seiten, 30,70 Euro