Berlin - Der mit Drogenvorwürfen konfrontierte SPD-Bundestagsabgeordnete Michael Hartmann soll nach Informationen von "Spiegel Online" mindestens dreimal Crystal Meth gekauft haben - in einer Gesamtmenge von weniger als fünf Gramm. Die Ermittler seien offenbar bei der Überwachung der Kommunikation einer Dealerin auf Hartmann gestoßen, berichtete das Onlineportal am Donnerstag.

Die Berliner Staatsanwaltschaft wollte auf Anfrage zu dem Bericht keine Stellung nehmen. Laut "Spiegel Online" soll der SPD-Politiker von der Dealerin nach deren Festnahme als einer ihrer Kunden identifiziert worden sein. In ihrer Aussage habe sie den Sozialdemokraten belastet. Zuvor sollen die Fahnder offenbar über einen längeren Zeitraum die Kommunikation der Frau überwacht haben.

In Hartmanns Berliner Wohnung fanden die Ermittler bei ihrer Durchsuchung am Mittwoch keine Drogen, wie der Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft, Martin Steltner, auf Anfrage mitteilte. Die Ermittlungen gegen Hartmann wegen eines möglichen Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz dauerten an, fügte Steltner hinzu. Die Wohnung Hartmanns in der Hauptstadt war durchsucht worden, nachdem der Bundestag am Mittwoch auf Antrag der Staatsanwaltschaft die Immunität des Abgeordneten aufgehoben hatte.

Keine Stellungnahme

Hartmann selbst will sich in der Öffentlichkeit zunächst nicht zu den Vorwürfen äußern. Der am Mittwoch als SPD-Innenexperte zurückgetretene Abgeordnete werde zur Zeit "gegenüber der Öffentlichkeit keine Stellungnahme abgeben", erklärte sein Anwalt Johannes Eisenberg in Berlin. Hartmann bemühe sich derzeit, den genauen Inhalt der Vorwürfe und ihre Begründung durch Akteneinsicht bei der Berliner Staatsanwaltschaft zu klären.

Im Anschluss werde der SPD-Politiker "gegenüber den Ermittlungsbehörden die erforderlichen Stellungnahmen abgeben", unterstrich Eisenberg. Erst danach werde Hartmann entscheiden, "ob und wie er sich zu den Vorwürfen öffentlich äußert". Eisenberg zufolge soll es bei den Vorwürfen um den Erwerb von Betäubungsmitteln "in eigenverbrauchsüblicher Menge" gehen.

Der SPD-Fraktionsvize und Gesundheitsexperte Karl Lauterbach kündigte derweil in der "Leipziger Volkszeitung" an, dass die Bundesregierung demnächst mit einer Anti-Drogen-Kampagne mit dem besonderen Schwerpunkt Crystal Meth den Gefahren "der gefährlichsten Droge unserer Zeit" entgegentreten will. Zu viele Bürger hätten die Gefährlichkeit dieser Droge noch nicht verstanden, warnte Lauterbach.  (APA, 3.7.2014)