La Paz - Das bolivianische Parlament hat Kinderarbeit ab einem Alter von zehn Jahren offiziell genehmigt. Die Abgeordneten billigten am Mittwoch ein Gesetz, dem zufolge Unternehmen lediglich die körperliche und geistige Gesundheit ihrer jungen Arbeitskräfte garantieren und deren Ausbeutung verhindern müssen.

Zwar liegt das offizielle Mindestalter bei 14 Jahren, allerdings ist im Ausnahmefall auch die Beschäftigung von Zwölfjährigen erlaubt. Nehmen Minderjährige ohne Dienstherr eine Arbeit an, dürfen sie das gemäß dem Parlamentsbeschluss künftig schon ab zehn Jahren tun.

850.000 Kinder arbeiten

Unter der bisherigen Regelung waren keine Ausnahmen vom Mindestalter ab 14 Jahren erlaubt. Kritiker nannten das realitätsfern, da viele Kinder in Bolivien aus finanzieller Not schon früh arbeiten müssten. Die Neuregelung solle nun helfen, Bolivien bis zum Jahr 2025 von extremer Armut zu befreien, sagte der Abgeordnete Javier Zavaleta. Im besten Fall werde Kinderarbeit schon ab 2020 nicht mehr nötig sein.

Das neue Gesetz muss nur noch von Präsident Evo Morales in Kraft gesetzt werden, der sich in der Vergangenheit als Fürsprecher von Kinderarbeit unter 14 Jahren positioniert hatte. Morales war in seiner Kindheit selbst als Hilfskraft in einer Bäckerei beschäftigt. Mit fünf Jahren begleitete er seinen Vater zur Zuckerernte nach Argentinien, als Teenager spielte er Trompete auf der Straße und verdiente sich so etwas dazu.

Bolivien ist das ärmste Land Südamerikas. Offiziellen Angaben zufolge arbeiten 850.000 Kinder, statt die Schule zu besuchen. Weltweit trifft das laut Schätzungen der Internationalen Arbeitsorganisation auf 168 Millionen Minderjährige zu. (APA, 4.7.2014)