Königin der einsamen Herzen: Elizabeth T. Spira.

Foto: ORF/Milenko Badzic

Der Hardrock-Liebhaber Christian (53) wünscht sich eine kuschelige Frau, klein und mollig. "Und wenn sie kochen könnte, wär' es auch kein Fehler."

Foto: ORF/Wega Film/Stephan Mussil

Wien - Womöglich kann der ORF von Elizabeth T. Spira lernen: "Wenn man anfängt, an Quoten zu denken, geht's immer schief." Spira hat sie demnach einfach.

Seit 1997 erzählt sie ihre Liebesg'schichten und Heiratssachen und von Anfang an zählen diese zu den größten Quotenerfolgen im ORF-Hauptabend. Und das im nicht gerade fernsehfreundlichen Sommer.

2013 verfolgten im Schnitt 893.00 die 17. Staffel, Marktanteil: 36 Prozent. Eine der zehn Folgen hatte mehr als eine Million. Staffel 18 startet kommenden Montag.

Gespräche im Schlafzimmer

Am meisten hält sich die Filmemacherin in der Steiermark auf: "Die Steirer sind sozusagen unsere Klientel, und aus Vorarlberg kommt gottseidank wenig, es ist ein weiter Weg." - für das Filmteam nämlich. Zu ihrem Glück erhält sie viel Frequenz aus der Hauptstadt: "Das ist angenehm für uns zu filmen."

Egal, in welchen Winkel Österreichs es sie und ihr Team verschlägt: "Ich bin ein neugieriger Menschen - und wie kommst du sonst in fremde Schlafzimmer, in fremde Wohnungen, kannst mit Leuten über alles Mögliche wie Gefühle und Sex reden", sagt die 71-Jährige.

Die Bezeichnung "Kupplerin vom Dienst" nimmt die erfahrene Journalistin schon lange gelassen zur Kenntnis. Ihr Geschäft wird offenbar einfacher: Die Menschen hätten heute viel weniger Angst, in Fernsehsendungen aufzutreten, als früher. Auch gutbürgerliche Zuseher haben in Zeiten von Facebook und Co nicht mehr solche Hemmungen.

Trotz jahrelanger Erfahrung hat Spira noch Wünsche für das Sendeformat: "Mir war es ganz wichtig, dass sich Homosexuelle melden. Also ganz am Anfang war das ein Ding der Unmöglichkeit", erinnert sie sich zurück.

"Armselige Witwen"

Im Vergleich zur ersten Staffel wird laut Spira eine ganz andere Generation ins Auge gefasst: "Die Kandidaten werden jünger und die Frauen selbstständiger. Die armseligen Witwen, die allein zu Hause sitzen und Spitzendeckchen häkeln, sind beinahe ausgestorben", konstatiert Spira.

Und sie beobachtet: "Männer sind meistens verrückter als Frauen." Zudem gingen die Herren durchwegs hemmungsloser und exhibitionistischer mit der Kamera um. "Man merkt, dass es kein Tabu mehr ist und die Leute sich trauen."

Die Redaktion weiß von 41 ehemaligen Protagonisten der Sendung, die geheiratet haben. Sollten es mehr sein, bitte melden: "Wir sind froh, wenn die Kandidaten uns anrufen, wenn sie heiraten", sagt Spira: "Das machen auch nicht mehr alle."

Unglücklich von Geburt

Das Sendungsformat kann naturgemäß nicht allen einsamen Herzen helfen, weiß die Journalistin. "Jemand, der geboren ist, unglücklich zu sein - und da gibt's scheinbar viele, die sich sozusagen selbst im Weg stehen - die sind auch nach der Sendung, auch wenn sie einen Partner gefunden haben, nicht so glücklich."

Zwar liegt ihr das Glück der Kandidaten am Herzen, doch sieht sie sich nicht dafür verantwortlich: "Fürs Glück bin ich nicht zuständig, aber auch nicht fürs Unglück!"

Andere fühlen sich offenbar nicht für Liebesg'schichten und Heiratssachen zuständig, bedauert Spira. Ihre Sendung wäre durchaus ein Fall für die Wissenschaft: "Das wäre für einen Soziologen, für alle möglichen Leute, eine vom Material her spannende Sache." Das könnte an der hiesigen Mentalität liegen, vermutet sie: "Das ist das Leben in Österreich, nicht in Deutschland. Deshalb gehen wir nicht in die Tiefe, sondern in die Breite." (Sandra Čapljak, DER STANDARD, 5.7.2014)