Wien - Frie Leysen, die als Schauspielchefin die Wiener Festwochen nach nur einer Spielzeit verlassen hat, kritisiert den Arbeitsstil des Festivals als "antiquiert und unflexibel". Das Team viel zu groß und das Arbeitspensum der einzelnen Mitglieder zu gering, so die 64-jährige belgische Kuratorin in der am Montag erscheinenden Ausgabe des Nachrichtenmagazins "Profil".

Sie habe "nach mehreren Monaten ständigen Konflikts" festgestellt, "dass das Hauptproblem des Festivals das grundlegende Fehlen einer Vision" sei. Im Führungsteam werde "nur durch den Geschäftsführer Kontinuität gewahrt", doch gerade die Geschäftsführung der Festwochen sei "ein feudalistisches System", das nach der Devise "Divide et impera" verfahre, "mit einem sehr geringen Ausmaß an Loyalität und wenig Interesse für Künste und Künstler", so Leysen, die bereits Anfang März ihr vorzeitiges Ausscheiden mit Ende der Festwochen bekanntgegeben hatte.

Die Erstellung des Budgets und die Art, in der finanzielle Entscheidungen getroffen würden, seien nicht transparent. Sie habe "das unerfreuliche Gefühl gewonnen, dass die Festwochen als Melkkuh des Wiener Kultursektors gesehen werden". Und lediglich fünf der 13 Millionen Euro des Gesamtbudgets würden "für das Kerngeschäft aufgewendet: die Produktion, Koproduktion und Präsentation künstlerischer Projekte". Die Festwochen müssten dringend "die Kuschelecke etablierter Bahnen des Denkens und Handelns verlassen", so Leysen laut einer Vorabmeldung des Magazins. (APA, 7.7.14)