Die neu errichteten Gebäude im Office Park.

Foto: Anna Blau

Einer der Themenräume bei Kapsch CarrierCom.

Foto: Anna Blau

Wer ein Meeting im Raum "New York" hat, den erwartet ein flauschiger Teppichboden, eine (falsche) Ziegelwand und ein Automat mit knallbunten Kaugummis. Demnächst soll besagte Wand außerdem mit einem Graffiti verziert werden. So haben es sich die Mitarbeiter in der neuen Niederlassung des Kommunikationstechnologieunternehmens Kapsch CarrierCom im Wiener Office Park Euro Plaza gewünscht.

Neben "New York" gibt es auch noch Räume mit Namen wie "Kanada" - im Stil eines Landhauses - und "Von Horn" - einem altmodischen Zugabteil mit Holzbänken und sogar Koffern in Gepäcksnetzen. Mit den modernen Meetingräumen ist das "neue Arbeiten" im Euro Plaza angekommen.

Das Büro verändert sich

Das Konzept wurde vom Team Gnesda umgesetzt. Die "next world of working", wie sie bei Kapsch fortan gelebt werden soll, ist laut Andreas Gnesda derzeit ein wichtigesThema: Einerseits aufgrund der technologischen Entwicklung, die eine gewisse Unabhängigkeit bei Arbeitszeit und -ort gewährleiste. Zudem habe sich die Wertorientierung geändert - junge Menschen hätten heute einen anderen Anspruch an das Arbeiten. Und auch die Büros an sich seien einer Veränderung unterworfen: Die besten Ideen würden nämlich nicht am Schreibtisch entstehen.

Das Euro Plaza bietet dafür laut Gnesda ideale Voraussetzungen: Der Office Park in der Nähe des Meidlinger Bahnhofs wurde in einer Bauphase 5 nun um 35.000 Quadratmeter Bruttogeschoßfläche erweitert. Die drei neu entstandenen Gebäude wurden mit dem Gold-Zertifikat der Österreichischen Gesellschaft für Nachhaltige Immobilienwirtschaft (ÖGNI) prämiert. Gut 70 Prozent der neu entstandenen Flächen sind schon vermietet, heißt es vonseiten des Developers Strauss & Partner. 8.400 Quadratmeter sind derzeit noch verfügbar. Auf sechs Stockwerken hat sich das Unternehmen Kapsch CarrierCom eingemietet.

Platz für informelle Kommunkation

Entstanden ist ein sehr offenes Büro, während die Summe der Einzelzimmer reduziert wurde: "Es steht nicht mehr ein großer Besprechungstisch bei jedem Leiter im Zimmer", so Gnesda. Dafür gibt es zahlreiche Treffpunkte und Flächen für informelle Kommunikation auf jeder Etage. Man bewege sich hier im Arbeitsalltag viel mehr, berichtet eine Mitarbeiterin. Viele der Wände sind verschiebbar, die Tische im Großraumbüro höhenverstellbar. "Ein Büro muss sich weiterentwickeln können", erklärt Team Gnesda-Projektmanager Christian Schrotta. 

Taskforces und Workshops

Aber zurück zu den Meetingräumen: Die Themen der einzelnen Räume wurden von Taskforces, bestehend aus den Mitarbeitern, entwickelt. Die hatten in vielen Bereichen Mitspracherecht. In Workshops kamen laut Christian Schrotta aber auch durchaus ungewöhnliche Bedenken zum Ausdruck: Etwa die Sorge eines Mitarbeiters, dass sein Mantel am Ende des Arbeitstags im Großraumbüro nach dem Parfum der Kollegin riechen könnte - und was seine Frau dazu wohl sagen würde.

Das Einbinden der Mitarbeiter habe aber zahlreiche Vorteile: "Dadurch ist die Akzeptanz bei den Mitarbeitern höher. Wenn sie in ihren Bedürfnissen wahrgenommen werden, dann nimmt das viel Druck."

Auf zu viel Mitbestimmung dürfe man bei der Planung aber trotzdem nicht setzen, sagt Kari Kapsch, Vorstand von Kapsch CarrierCom. Einer der Meetingräume war beispielsweise als "Meister Eder und sein Pumuckl"-Raum von den Mitarbeitern geplant worden. Daraus wurde nichts. (Franziska Zoidl, derStandard.at, 17.7.2014)